Tobinos Insel by Eva Rechlin

Tobinos Insel by Eva Rechlin

Autor:Eva Rechlin [Rechlin, Eva]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2018-02-16T00:00:00+00:00


Ein bißchen wie Robinson

Tobino schlenderte leise pfeifend durch den Schulgarten zu den Wiesen, nur in Badehose, denn die Vormittagssonne schien warm. Spirito ließ ihn an diesem Tag allein auf Entdeckungen gehen. Im Vorbeigehen pflückte Tobino Stachelbeeren und Johannisbeeren und stopfte sie gedankenverloren in den Mund. Er überlegte, welches Seeufer er zuerst erforschen sollte. In den Wiesen kletterte er auf eine Krüppelweide, um einen besseren Überblick zu haben. Über der Landzunge sah er wie großflockiges Schneegestöber die Möwen und Kiebitze über Nistplätzen flattern. Er beschloß, das sich nach links ausdehnende Ufer zu erforschen. Durch hartes feuchtes Gras watete er vorbei an dunkelgrünen Binsenbüscheln. Plötzlich entdeckte er in dem morastigen Boden einen schmal ausgetrampelten Pfad, eine geheimnisvolle Spur, die vom Dorf her zu den dichten Schilfwänden des Ufers führte. Tobino überlegte nicht lange. Gespannt folgte er der Spur mitten in den Schilfwald. Der Boden unter seinen Füßen begann beängstigend zu schwanken. Er war moderig schwarz und warm, und die Spur lief durch lauwarme Pfützen. Das Schilf kam Tobino wie ein stickiger Urwald vor. Es strich hart über seine Haut. Mücken und Schnaken umschwirrten ihn und blaue Libellen.

Plötzlich sah Tobino die freie Seefläche vor sich. Der Pfad endete in dichten Binseninselchen am äußersten Uferrand. Und in einem dieser Binsenbüsche hockte ein fast nackter Junge wie auf dem borstigen Schopf eines Wassermannes. Er trug eine winzige Badehose. In der Hand hielt er einen langen Haselstecken, von dem herab eine dünne Schnur ins Wasser hing. Als er Tobinos blubbernde Schritte hörte, zog er die Schnur ein und drehte sich um. Tobino blieb bei dem verbeulten Blecheimer des Jungen stehen. Der streifte ihn mit einem Blick und beugte sich über das Ende seiner Angelschnur, an der ein von einem Federkiel durchbohrter Flaschenkork hing, darunter ein Stück Blei und ganz am Ende ein kleiner Haken.

'Gib mir mal einen neuen Regenwurm!' sagte er.

'Was soll ich dir geben?' fragte Tobino.

'Da, in der Schachtel vor dem Eimer, sind sie! Gib mir einen dicken fetten. Heute beißen die Barsche gut. Mach schon!'

Tobino hob die alte Tabaksschachtel auf und öffnete sie. In feuchte Erde gebettet sah er einen Knäuel rosiger, brauner, violetter Regenwürmer. Mit spitzen Fingern hob er einen heraus, doch der Wurm krümmte und wand sich, und erschrocken ließ Tobino ihn fallen. Der mit Tobino etwa gleichaltrige Angler schüttelte tadelnd den Kopf, hob den Wurm auf und spießte ihn auf den Angelhaken.

'Du bringst ihn ja um!' rief Tobino.

'Das ist nun mal so', sagte der Junge, 'das geht nicht anders. Man gewöhnt sich daran. Bist du der Besuch aus dem Schulhaus?'

'Ich glaub schon.'

'Wie heißt du?'

'Tobino.'

'Aha, Tobino. Ich heiße Anglan! Aber jetzt halt mal den Mund, sonst beißen die Fische nicht. Die flüchten sogar vor einem Schatten, der sich bewegt.' Mit geübtem Schwung warf er die Angel wieder aus und sprach mit gedämpfter Stimme weiter: 'Du kannst dir ein paar von meinen Fischen verdienen. Vier habe ich schon im Eimer. Wenn wir acht haben, reicht es für zwei. Dann fahren wir rüber zur Insel und braten sie. Ich hab dort meine Streichhölzer und ein Messer versteckt.



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