Titan 18 by Unknown

Titan 18 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


III

Die endlosen, sinnlosen Tage hatten in mir ein Gefühl der Zeitlosigkeit erzeugt, und ich fragte mich manchmal, ob dieses Schiff nicht der Fliegende Holländer war, auf einem ewigen Kurs nach draußen, ins Nichts, mit einer Mannschaft aus Teufeln und Verdammten. Der Versuch, Manuel zur Eile anzutreiben, hatte keinen Sinn, also ließ ich es bleiben und verbrachte meine Zeit mit Arbeiten und Warten. Heute bin ich der Ansicht, daß seine Verzögerungstaktik Absicht war, daß er aus den Sklaven die letzte Hoffnung herausmahlen und ihnen nur ein hohles Sehnen nach Rache lassen wollte. Auf die Weise würden sie besser kämpfen.

Es gab nicht viel Gelegenheit, mit Kathryn alleine zu sein. Ein flüchtiger Kuß, ein geflüstertes Wort im düsteren Licht des Maschinenraums, Augen und Händen die sich leicht über eine verrostete, schmierige Maschine hinweg berührten. Das war alles. Wenn wir in unsere Kabine zurückkehrten, waren wir im allgemeinen zu müde, um an irgend etwas anderes als Schlaf zu denken.

Einmal fiel mir auf, daß Manuel im Sklavenpferch ein paar Worte mit Fähnrich Hokusai wechselt, der mit Kathryn und mir gefangengenommen worden war. Jemand mußte die Menschen anführen, und Hokusai war dafür am besten geeignet. Aber wie hatte Manuel das gewußt? Das war Teil seines Genies, seine Fähigkeit, andere Menschen richtig einzuschätzen.

Das Ende kam plötzlich. Manuel rüttelte mich wach. Ich blinzelte müde die verhaßten Wände um mich an, spürte das unregelmäßige Pochen des Gravitationsfeldes, das erneut schlecht funktionierte. Wieder Arbeit für uns.

»Schon gut, schon gut«, brummte ich. »Ich komme schon.«

Als er den Vorhang von Kathryns Koje wegzog und sie weckte, protestierte ich. »Das schaffen wir schon. Lassen Sie sie schlafen!«

»Nicht jetzt!« antwortete er. Die Zähne blitzten weiß in seinem dunklen Gesicht. »Der Kapitän schwebt in süßen Träumen. Ich hörte, wie zwei der Gorzuni darüber sprachen.«

Das ließ mich in die Höhe schießen, und es lief mir eisig über den Rücken. »Jetzt …?«

»Ruhig Blut!« sagte Manuel. »Wir haben eine Menge Zeit.«

Wir schlüpften in unsere Kleider und gingen die langen Korridore hinunter. Das Schiff war still. Außer dem schweren, unregelmäßigen Dröhnen der Maschinen war nur das Flüstern unserer Schuhe und das heisere Scharren des Atems in meinen Lungen zu hören. Kathryns Gesicht war blaß, und ihre Augen wirkten im düsteren Licht riesengroß. Aber sie drückte sich nicht an mich. Sie ging zwischen uns beiden und wirkte so weit entfernt, daß ich es gar nicht verstehen konnte. Hie und da kamen wir an einem Gorzuni‐Krieger vorbei, der irgend etwas zu erledigen hatte; wir zuckten dann jedesmal zur Seite und wurden zu Sklaven. Aber ich sah den bitteren Triumph in Manuels Blick, wenn er den Titanen nachsah.

Hinein in die Räume, wo die Maschinen im flackernden Dämmerlicht wie heidnische Götter aufragten. Drei Gorzuni erwarteten uns dort, bewaffnete Ingenieure, die uns anfauchten. Einer von ihnen versuchte, Manuel einen Schlag zu versetzen, aber der duckte sich weg, als hätte er gar nichts bemerkt, und beugte sich über den Gravitationsgenerator. Er winkte mir zu, ihm beim Abheben des Deckels zu helfen.

Ich sah gleich, daß eine der Feldspulen kurzgeschlossen war. Das erzeugte einen Harmonieabfall, der den Raumverwerfungen erzeugenden Strom beeinträchtigte.



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