Titan 17 by Unknown

Titan 17 by Unknown

Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne SF
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Aus dem Amerikanischen übersetzt von Uwe Anton

Das Buch der Welten

(THE BOOK OF WORLDS)

DR. MILES J. BREUER

Für die Psychiater war Professor Cosgraves Fall eine bemerkenswerte Studie. Ob er seine geistige Gesundheit jemals wiedererlangen wird, ist fraglich. Ob dann jemand sein Superstereoskop verstehen und einsetzen wird, ist ebenso fraglich. Und genauso fraglich ist dann noch, ob überhaupt jemand den Mut aufbringen wird, es zu benutzen; nach allem, was mit Cosgrave passiert ist.

Ich habe die Geschichte den Medizinern so oft erzählt, daß ich allmählich beginne, eine logische Entwicklung in Dingen zu sehen, die mich zuerst befremdet haben. Als Professor Cosgraves Chefassistent war ich ihm zweifellos näher und wußte mehr über seine Arbeit und sein tragisches Schicksal als jeder andere. Die Physiker, die sich jetzt mit seinen Apparaten und Gleichungen beschäftigen, wissen nichts über den Mann. Sie begreifen die Zusammenhänge nicht so wie ich, der ich jeden Tag und so manche Nacht mit ihm zusammengearbeitet habe. Nachdem ich mich monatelang damit beschäftigt habe, beginnen die Dinge allmählich logisch für mich zu erscheinen. Da niemand anders in der Lage ist, wirklich zu begreifen, was geschah, fühle ich mich beinahe verpflichtet, mein Bestes zu tun und einen Bericht der Ereignisse zu geben.

Professor Hemingford Cosgrave war der anständigste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe. Wenn sich die menschliche Rasse jemals weiterentwickeln sollte, so wird sie in seine Fußstapfen treten, in die Fußstapfen eines Mannes, der zivilisierter und humaner war als jeder andere.

Er war ein kleiner, unauffälliger Mann mit klassischem griechischem Profil, sehr geringer körperlicher Kraft und erstaunlicher Zähigkeit.

Es schien ihm nichts auszumachen, Tage und Nächte hintereinander und ohne Pause im Labor zu arbeiten. Wenn ich hier die seltene Kombination von mathematischem Genie und experimenteller Phantasie dieses Mannes preise, würde ich nur meine Zeit verschwenden. Aber die Welt weiß so wenig über die menschlichen Qualitäten dieses Menschen. Er war ein Künstler, ein Poet, der die Schönheit des Kosmos mit bewundernden Augen ansah. Berichte über Hungersnöte in China störten ihn bei seinen Experimenten. Einmal mußten seine Studienassistenten eine regelrechte Verschwörung bilden, um ihn vor den Besuchen eines alten Captains der Heilsarmee zu schützen, der immer wieder an seinen Tisch geschlurft kam, um ihm Geschichten über seine Frau oder irgendein Kind im Unglück zu erzählen. Er war der letzte Mensch, dem man es hätte gestatten dürfen, dem Bösen ins Auge zu blicken.

Vor etwa zwei Jahren planten wir zusammen eine Demonstration vor seiner Klasse. Wir hatten beschlossen, Modelle von Festkörpern anzufertigen, die die Arbeitsweise einiger seiner Gleichungen besonders anschaulich verdeutlichen sollten. Aber die Zeit und der Arbeitsaufwand, der dafür nötig gewesen wäre, hätten in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ergebnis gestanden. Da erinnerte ich mich daran, daß die mathematische Fakultät der Chicagoer Universität bereits einmal ein solches Modell angefertigt hatte. Wir lösten das Problem, indem wir nach Chicago gingen und das Modell mit einer Stereokamera fotografierten. Die Aufnahme dieses seltsam geformten Körpers, eingefangen in einem Hologramm mit Tiefenwirkung, war für unsere Zwecke mehr als ausreichend.

Ich brachte Cosgrave die Aufnahmen zur Ansicht. Er blätterte sie durch und schien sehr zufrieden zu sein. Plötzlich legte er sie beiseite und sah mich an.



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