THE RED 3: FUNKSTILLE by Linda Nagata

THE RED 3: FUNKSTILLE by Linda Nagata

Autor:Linda Nagata
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2017-11-15T00:00:00+00:00


Wir drängen uns so schnell wir nur können voran. Mein Rücken schmerzt, meine Knie schmerzen, meine Lungen fühlen sich wie ein vermodernder Sumpf an, der angezündet wurde und schwelt. Ich muss nach einer Minute stehen bleiben, um einen Schleimklumpen abzuhusten. Tran geht es auch nicht besser. Da er sich zusätzlich zu der vergifteten Luft noch mit Blutverlust herumschlagen muss, beginnt er zu taumeln, und allmählich wird mir klar, dass wir wirklich ernsthaft in der Klemme stecken.

'Tran, Sie müssen schneller vorankommen.' Vier Raketen werden hinter uns zünden; jede Einzelne hat genug Kraft, um einen Satelliten aus dem Orbit zu boxen. 'Wir müssen aus diesem Scheißtunnel raus.'

Tran gibt sein Bestes. Gebückt stützt er sich mit den Händen an den Wänden ab, um nicht zu stürzen, und stolpert hinter Logan her. Jeder seiner Atemzüge pfeift. Während ich hinter ihm hergehe und in der beengten Hölle aus Hitze und Finsternis huste, schweift mein Geist auf hoffnungslose Pfade ab. Issam dachte, er hätte Fremde aus diesem Rattenloch kommen sehen, aber wenn er sich geirrt hat, sind wir komplett im Arsch. Wir werden hier sterben und niemand wird jemals wissen, was mit uns geschehen ist. Delphi wird es niemals wissen … und ich glaube, es wird sie ewig verfolgen. Sie wird sich fragen, ob ich tot bin oder sie nur zum zweiten Mal im Stich gelassen habe.

Noch fünf Minuten, bis die Raketen zünden. Wir gehen weiter. Vier Minuten. Drei. Vor uns höre ich Geräusche. Eine tiefe, verärgerte Stimme.

'Scheiße ', flüstere ich. 'Das ist Papa.'

Ich will nicht aussprechen, was ich denke, aber Tran sagt es an meiner Stelle. 'Etwas hat sie aufgehalten.' In seiner heiseren Stimme liegt eine Verzweiflung, die ich noch nie zuvor gehört habe. 'Der beschissene Tunnel muss blockiert sein.'

'Er ist nicht blockiert.' Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber in diesem Moment müssen wir das einfach glauben. 'Wir werden hier rauskommen.'

Zwei Minuten vergehen und ich höre Leonid deutlicher. 'Bewegen Sie sich! Schneller. Wollen Sie wieder saubere Luft atmen? Nicht stehen bleiben.'

'Ich bin hinter Ihnen!', ruft Logan.

'Dann machen Sie schon!'

'Können Sie das Ende sehen?', will Tran wissen. Seine Stimme ist ein krächzendes Flüstern, das von den Wänden zurückgeworfen wird.

'Es gibt kein verdammtes Ende. Keine beschissene frische Luft.'

Issam sagt nichts, aber ich höre ihn – ein verzweifeltes, pumpendes Keuchen jedes Mal, wenn er einatmet.

Noch eine Minute.

Wir können unmöglich wissen, was passieren wird, wenn die Raketen zünden. Es wird der erfolgreiche Schlusspunkt unserer Mission sein – aber wird es auch der Schlusspunkt unseres Lebens sein? Was zur Hölle habe ich mir da drinnen gedacht, als ich so zuversichtlich war, dass wir hier rauskommen?

Diese Zuversicht ist weg. In meiner makabren Vorstellung sehe ich eine Feuersäule, die sich ihren Weg durch dieses Bohrloch bahnt, oder einen Sturm aus überhitzter Luft – und wir können nichts tun, außer weiter vorwärts zu stolpern, Meter um Meter zurückzulegen, dann noch einen … und das nur, weil ich so sicher war, wir würden mit einer erweiterten Mission zurechtkommen, dass ich nie zwischen dem, was wir erreichen könnten, und dem Leben meiner Soldaten abgewogen habe …

Ein tiefes Rumpeln rollt wie eine Welle hinter uns heran.



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