The Green Mile by Stephen King

The Green Mile by Stephen King

Autor:Stephen King
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783641053420
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


3

Percy stand mit dem Rücken zu uns da, als Brutal und ich zwanzig Minuten später den Lagerraum betraten. Er hatte eine Dose Möbelpolitur in einem Regal über dem Korb gefunden, in den wir unsere schmutzigen Uniformen warfen (und manchmal unsere Zivilklamotten; der Gefängniswäscherei war es egal, was sie wusch), und polierte das Eichenholz der Arme und Beine des elektrischen Stuhls. Das klingt vermutlich absonderlich für Sie, vielleicht sogar makaber, aber für mich und Brutal war es das Normalste, was Percy in der ganzen Nacht getan hatte. Old Sparky würde morgen von der Öffentlichkeit gesehen werden, und Percy würde der Leiter bei der Hinrichtung sein.

»Percy«, sagte ich ruhig.

Er drehte sich um, das kleine Liedchen, das er gesummt hatte, erstarb in seiner Kehle, und er schaute uns an. Ich sah nicht die Furcht, die ich erwartet hatte, jedenfalls zuerst nicht. Mir wurde klar, dass Percy irgendwie älter aussah. Und ich dachte, dass John Coffey recht hatte. Er sah bösartig aus. Bösartigkeit ist wie eine süchtig machende Droge – und niemand auf der Erde hat mehr Kompetenz als ich, das zu sagen -, und nach einer gewissen Zeit des Ausprobierens war Percy ihr verfallen. Es gefiel ihm, was er Delacroix’ Maus angetan hatte. Und noch mehr hatten ihm Delacroix’ gequälten Schreie gefallen.

»Fangt keinen Streit mit mir an«, sagte er in beinahe freundlichem Tonfall. »Ich meine, he, es war nur eine Maus. Sie gehörte von Anfang an nicht hierher, wie ihr Jungs sehr wohl wisst.«

»Der Maus geht es prima«, sagte ich. Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust, aber ich sprach milde, fast unbeteiligt. »Einfach prima. Sie läuft herum und fiept und rollt wieder die Spule. Du bist nicht besser im Mäusekillen als in den meisten anderen Dingen, an denen du dich hier versuchst.«

Er starrte mich erstaunt und ungläubig an. »Erwartest du, dass ich das glaube? Ich habe das verdammte Ding zermalmt. Ich habe es gehört. Du kannst mir nicht weismachen …«

»Halt die Fresse.«

Er starrte mich an, die Augen weit aufgerissen. »Was? Was hast du zu mir gesagt?«

Ich trat einen Schritt näher auf ihn zu. Ich spürte, wie eine Ader an meiner Stirn pulsierte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal so zornig gewesen war. »Freut es dich nicht, dass Mr. Jingles okay ist? Nach all den Gesprächen, die wir hatten, dass es unser Job ist, die Gefangenen ruhig zu halten, besonders wenn das Ende für sie naht, solltest du dich freuen. Erleichtert sein. Schließlich muss Del morgen den letzten Gang antreten.«

Percy blickte von mir zu Brutal, und seine gekünstelte Ruhe schlug in Unsicherheit um. »Was für ein Spiel treibt ihr, Jungs?«, fragte er.

»Das ist kein Spiel, mein Freund«, sagte Brutal. »Du hältst es nur für eins – nun, das ist einer der Gründe, weshalb man dir nicht trauen kann. Willst du die ganze Wahrheit wissen? Ich halte dich für einen ziemlich traurigen Fall.«

»Pass auf, was du sagst.« Percys Stimme klang jetzt belegt. Furcht kroch hinein, Furcht vor dem, was wir vielleicht mit ihm anstellen wollten. Es freute mich, die Furcht zu hören.



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