Teufelsmauer by Richard Auer

Teufelsmauer by Richard Auer

Autor:Richard Auer [Auer, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783863582524
Google: GcRFAQAAQBAJ
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2013-10-09T22:00:00+00:00


FREITAG

»Ich hatte einfach kein gutes Gefühl«, sagte Hecht, als sie am nächsten Morgen am Morgenstern’schen Frühstückstisch saßen. Er hatte seinen ramponierten Kollegen am Abend zuvor mit dem Dienstwagen nach Hause gebracht und dann kurz entschlossen bei ihm auf der Wohnzimmercouch übernachtet. »Dich kann man ja nicht alleine lassen. Wie im Kindergarten ist das«, hatte er geschimpft, ohne Widerspruch zu ernten. Morgenstern hatte zu seinem großen Glück bis auf ein paar blaue Flecken, einer großen Beule am Kopf (der Billardstock) und einem Veilchen am linken Auge keine ernsthaften Blessuren davongetragen. Eine nähere Überprüfung in der Eichstätter Klinik hatte er am späten Abend vehement abgelehnt, und auch jetzt am Morgen weigerte er sich, die Begutachtung durch den Hausarzt zumindest in Betracht zu ziehen.

Peter Hecht hatte schon ab sechs Uhr mit viel Geklapper begonnen, das Frühstück vorzubereiten: schwarzen Tee für sich selbst – Kamillentee hatte er keinen gefunden –, Kaffee für Morgenstern. Sogar in einer der zahlreichen Bäckereifilialen, die sich im Laufe der vergangenen Jahre metastasenhaft in der Eichstätter Innenstadt ausgebreitet hatten, war er gewesen, um Semmeln und Brezen zu kaufen. Und um die Samariterrolle perfekt zu machen, hatte er auch noch den seit Tagen überfälligen Abwasch erledigt.

»Deine Couch ist eine Katastrophe«, hatte er sein emsiges Treiben erklärt. »Ich habe heute Nacht kaum ein Auge zugetan. Und dann sind da ununterbrochen die Kirchglocken. Ich dachte immer, ich bin von Schrobenhausen allerhand gewohnt, aber das hier in Eichstätt ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber.«

Morgenstern, der morgens grundsätzlich keinen Bissen hinunterbrachte, verzehrte aus reiner Dankbarkeit eine Marmeladensemmel.

»Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, nach Nürnberg zu fahren?«, fragte er kauend.

»Ich war schon auf dem Heimweg. Doch dann bin ich ins Grübeln gekommen. Das war Intuition. Also habe ich überlegt, ob ich die Kollegen in Nürnberg anrufe, damit sie im ›Crazy Horse‹ nach dem Rechten sehen. Aber was hätte ich denen sagen sollen? Dass Mike Morgenstern im Anmarsch ist, seine verschollene Frau sucht und dabei vielleicht den Laden aufmischt? Am Ende habe ich umgedreht und bin selbst nach Nürnberg gefahren.« Hecht deutete auf seine Nase: »Das, mein Freund, ist eine Spürnase.«

»Aber was ist mit Fiona?«, wehklagte Morgenstern.

»Die meldet sich schon. Wirst sehen.«

»Dein Wort in Gottes Ohr.« Morgenstern verschüttete vor Sorge seinen Kaffee.

Im Polizeipräsidium wurden sie bereits ungeduldig erwartet. Polizeidirektor Adam Schneidt wollte über den neuesten Stand der Ermittlungen in Kenntnis gesetzt werden. Als Hecht und Morgenstern in sein Büro kamen, saß dort auf dem niedrigen speckigen Sofa bereits Alina Baumüller. Vor sich hatte sie einen Stapel Papierausdrucke liegen, auf dem Schoß stand ein aufgeklapptes Notebook. Morgenstern quetschte sich neben sie. Hecht nahm auf einem unbequemen hölzernen Stuhl Platz.

»Meine Herren«, schnarrte Schneidt, »ich erwarte Ergebnisse. Die Öffentlichkeit sieht uns genau auf die Finger, der Fall hat bayernweit Schlagzeilen gemacht. Und wir können, soweit ich das bisher weiß, noch nichts Nennenswertes vorweisen.«

Morgenstern schaute Schneidt bekümmert an.

»Was haben Sie denn mit Ihrem Auge angestellt, Morgenstern? Sie haben sich doch wohl nicht geprügelt?«

»Aber nein«, beeilte sich Morgenstern zu versichern. »Ich habe mich gestern Abend zu Hause am Küchenschrank gestoßen.



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