Tetaphrate by Peter Biber

Tetaphrate by Peter Biber

Autor:Peter Biber [Biber, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-06-14T04:00:00+00:00


5

… ist es kaum zu glauben, dass eine international renommierte Zeitschrift wie die Ihrige sich dazu hergibt, die Möglichkeit der Existenz des Fluches der Pharaonen rundheraus zu leugnen und die, die das nicht tun, zu schmähen. Dürfen heutzutage schon Subjekte publizieren, denen die Arbeiten von Woodcroft, Loewe, Bellingham und vieler anderer nach ihnen kein Begriff sind? Ein bescheidener Hinweis sei mir gestattet: Dem Herausgeber dürfte nicht unbekannt sein, dass ein Gegenstand vermisst wird, den weniger ignorante Kollegen sehr plausibel mit dem Fluch in Verbindung bringen. Der Unterzeichner würde sich nicht wundern, wenn die Welt bald wieder mit dem Fluch der Pharaonen Bekanntschaft machen sollte, und es wäre nur der geringste Schaden, wenn auch der Herausgeber seinen Teil davon abbekäme.

Mit außerordentlicher Geringschätzung

K.Q.

Dirnberger lief es kalt über den Rücken. Angebissen. Der Raubfisch hatte den Köder aus purem Ärger gepackt. Jetzt ging es darum, den Anhieb mit Bedacht zu setzen.

„Na bitte. Aus Finnland, sagen Sie?“

Wortlos hielt ihm Haberl den Umschlag hin. Adressiert an die Schriftleitung von Experimental Egyptology, internationaler Expressbrief. Der Raubfisch war demnach nicht gerade mittellos. Aufgegeben gestern, vierzehn Uhr zweiundzwanzig in Helsinki, offensichtlich nur wenige Stunden nachdem der Köder online erschienen war. Nichts Handschriftliches. Laserdruck, Courier New. Eine Schrift, die jemand wählt, der eigentlich an Schreibmaschinen gewöhnt ist. Ein nicht mehr ganz junger Raubfisch also. Gutes Papier, leichter Zigarrengeruch. Gepflegtes, leicht geschraubtes Englisch. Passte alles zusammen. K.Q.

„Kennen Sie einen finnischen Ägyptologen namens Koop Quoptys?“

„Wie? Nein. Wie kommen Sie darauf?“

„Nur so eine Idee.“

*

Eine Liste flimmerte in rasender Geschwindigkeit über Dirnbergers Bildschirm und kam mit einem Ruck zum Stillstand. Ihr Ende las sich so:

[181] Antti Kolopää

[182] Markku Penttinen

[183] Aki Mattonen

[184] Raisa Mehtatalo

[185] Jari Holopainen

[186] Marta Jenttonen

[187] Liisa Vaikonen

[188] Kari Karhäppi

[189] Nikko Pussinen

>

Bei allen Eiszapfen von Helsinki, was für Namen! Immerhin einhundertneunundachtzig Leute. Ganz beachtlich. Was er da vor sich hatte, war ein Datenbankauszug, den ihm Haberl nur unter größten Bedenken und unter dem Siegel höchster Vertraulichkeit überlassen hatte. Als ob sich irgendjemand außer ihm, Dirnberger, für so etwas interessieren würde. Es handelte sich um die Liste aller in Finnland lebenden Autoren, die in den letzten acht Jahren in Experimental Egyptology publiziert hatten. Dazu kamen noch alle in Finnland ansässigen Privatpersonen, die sich ein Abonnement leisteten.

Dirnberger sortierte die Daten und ging die Liste durch. Koop Quoptys war nicht darunter. Auch kein Name, der ihm hinreichend ähnlich vorgekommen wäre. Wäre auch zu einfach gewesen. Dennoch spürte er es in seinen Fingern, die rastlos Abfrage nach Abfrage in das Keyboard hämmerten, dass der Raubfisch in diesem Netz sein musste. Er schielte zu Sepp hinüber, aber der schien nicht zu Hinweisen aufgelegt zu sein.

Also war systematisches Denken angesagt. Dirnberger zog sein Notizbuch aus der Schublade und kritzelte auf eine leere Seite:

1. K.Q. von Protestbrief ist Koop Quoptys (Mumienversender).

2. Name: Koop Quoptys ist ein falscher Name (sehr wahrscheinlich).

3. K.Q. ist professioneller oder halbprofessioneller Ägyptologe (wahrscheinlich)

Er kaute, ohne es zu merken, an seinem Bleistift. Hmmm …

4. Ägyptologen sind Geisteswissenschaftler

5. Wie würden Geisteswissenschaftler einen Tarnnamen erfinden?

Schwierig. Mal anders herum.

6. Geisteswissenschaftler sind keine Naturwissenschaftler.

7. Wie würden Naturwissenschaftler einen Tarnnamen erfinden?

Keine schwere Frage für Dirnberger, der einiges auf seine naturwissenschaftliche Bildung hielt.



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