Survival – Der Schatten des Jaguars by Andreas Schlüter

Survival – Der Schatten des Jaguars by Andreas Schlüter

Autor:Andreas Schlüter [Schlüter, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783733649548
Herausgeber: Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag E-Book


Aufbruch?

Mike grübelte. Wenn manche indigenen Völker nur noch aus ein oder zwei Personen bestanden, wieso schlossen sich die übrig gebliebenen Indigenen nicht einem anderen Stamm an? Kannten sie keine anderen, wollten sie es nicht? Oder durften sie es vielleicht nicht? Möglicherweise verboten irgendwelche alten Traditionen, den Stamm zu wechseln? Aber galt das auch, wenn ihr ursprünglicher Stamm nicht mehr existierte? Mike stellte sich die Frage, weil nun der fremde Indigene aufgetaucht war. Würde der überhaupt bereit sein, sie zurück in die Zivilisation zu führen? Oder wollte er lieber bei dem neuen Stamm bleiben und möglichst weit weg von den Männern mit den Gewehren tief im Wald verschwinden? Mike würde es ihm nicht verdenken. Er erzählte den anderen von seinen Gedanken und fragte: »Meint ihr, wir könnten ihn bitten, uns nach Hause zu bringen? Als Guide durch den Dschungel sozusagen?«

»Das wäre prima!«, stimmte Elly ihrem Bruder zu. Und obwohl diese Idee ursprünglich von ihr selbst kam, äußerte sie Bedenken, den fremden Indigenen gewissermaßen als ihren Reiseführer zu missbrauchen. »Andererseits«, ergänzte sie, »geht es um unser Überleben. Vielleicht ist er unsere einzige Chance, jemals wieder nach Hause zu finden.«

Gabriel machte ein ernstes Gesicht und nickte Elly zu: »Du hast recht. Aber bisher ist es nur eine Vermutung von uns, dass er den Weg in die Zivilisation kennt.«

»Und wenn er ihn kennt, dann wird er vielleicht lieber in die entgegengesetzte Richtung laufen. Wir dürfen nicht vergessen: Wir wollen ihn fragen, ob er uns dorthin bringen kann, von wo die Mörder kommen, die seinen Stamm ausgelöscht haben!«

»O Mann!«, stöhnte Elly. »Du hast recht. Also ich traue mich nicht, ihn darum zu bitten.«

»Ich auch nicht«, verkündete Mike schnell.

Gabriel blickte hoffnungsvoll seinen großen Bruder an. Doch bevor er antworten konnte, stand Davi wieder bei ihnen. Er hockte sich hin und legte eine Handvoll Beeren vor den Kindern ab.

»Danke!«, sagte Elly gerührt.

»Dange!«, wiederholte Davi und zeigte wieder sein bekanntes Lächeln, was Mike zutiefst beeindruckte. Er stellte sich vor, irgendwelche Banditen würden sein Zuhause überfallen, das Haus seiner Familie abbrennen und noch ein paar Verwandte töten. Und anschließend auf der Flucht würde ihm, Mike, nichts anderes einfallen, als Essen für die Nachbarn zu besorgen.

Voller Ehrfurcht griff er sich eine Frucht, die er zuvor noch nie gesehen hatte, und biss hinein. Sie schmeckte köstlich.

»Mhhh. Gut!«, schwärmte Mike.

Auch das wiederholte Davi: »Mmmmmgut!«

Es war unverkennbar. Davi zeigte eindeutig Interesse, die Sprache der fremden Kinder zu lernen. Sosehr Mike sich darüber freute, dass Davi sie offenbar als seine neuen Freunde ansah, so sehr bedrückte ihn der Gedanke zugleich. Sie hatten darüber gesprochen, wie es den Indigenen ergangen war, die versucht hatten, sich nett und freundlich mit den Weißen aus den großen Städten zu arrangieren. Es hatte zu nichts geführt. Vermutlich wäre es besser für Davi und seinen Stamm, weiterhin jeglichen Kontakt zu den Weißen zu meiden und ihr Leben zu leben, solange es irgendwie ging. Mike bekam ein richtig schlechtes Gewissen, dass sie sich von den Indigenen helfen ließen. Ihm wurde in diesem Moment bewusst, dass sie so schnell es irgend ging von hier verschwinden sollten, um weiter auf eigene Faust den Weg nach Hause zu suchen.



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