Sumpffieber by James Lee Burke

Sumpffieber by James Lee Burke

Autor:James Lee Burke
Die sprache: deu
Format: mobi
Tags: Krimis & Thriller
ISBN: 9783955303570
Herausgeber: Edel:eBooks
veröffentlicht: 2014-01-02T23:00:00+00:00


Ricky Scarlotti war nicht schwer zu finden. Ich ging ins Büro, rief bei den Kollegen in New Orleans an und wählte anschließend die Nummer des Blumenladens, den er an der Ecke Carrollton und St. Charles besaß.

»Lust auf ein Schwätzchen mit Ricky the Mouse?« fragte ich Helen.

»Dem Kerl trete ich nur in einem Ganzkörperkondom gegenüber«, antwortete sie.

»Wie du willst. Bin nachmittags wieder zurück.«

»Warte. Ich hole nur meine Tasche.«

Wir fuhren durch das Atchafalaya Basin, überquerten den Mississippi bei Baton Rouge und bogen dann nach Süden in Richtung New Orleans ab.

»Du willst ihm also das Zeug über Harpo Scruggs zum Fraß vorwerfen, was?« sagte Helen.

»Kannst dich drauf verlassen. Wenn Ricky glaubt, daß ihn jemand verpfiffen hat, dann wissen wir das sofort.«

»Ist die Geschichte über den Jazzmusiker wahr?« fragte sie.

»Schätze schon. Man konnte sie ihm nur nicht beweisen.«

Der Name des Musikers ist mittlerweile vergessen. Nur die eingeschworenen Fans kennen ihn noch, für die er in den fünfziger Jahren das größte Talent seit Bix Beiderbecke war. Der melancholische Klang seiner Trompete versetzte das Publikum bei Open-Air-Konzerten am Strand von West Venice in Trance. Sein dunkles Haar, die schwarzen Augen und die blasse Haut, die verhängnisvolle Schönheit seiner Züge, das alles war wie eine weiße Rose, die sich im schwarzen Licht öffnet, und bewirkte, daß sich die Frauen auf der Straße nach ihm umdrehten und ihm nachstarrten. Seine Interpretation von »My Funny Valentine« stürzte einen in lähmend tiefgründige Meditationen über Leben und Tod.

Aber er war ein Junkie, landete in den Fängen der Polizei von Los Angeles, und als er die Namen seiner Lieferanten preisgab, hatte er keine Ahnung, daß er es mit Ricky Scarlotti zu tun kriegen würde.

Ricky hatte ein Kasino in Las Vegas und später eine Rennbahn in Tijuana betrieben, bevor ihn die Chicago Commission nach Los Angeles verfrachtete. Ricky hielt nichts davon, Leute einfach nur umzubringen. Er erteilte Lektionen am lebenden Objekt. Er schickte zwei Farbige in das Apartment des Musikers in Malibu, wo sie ihm mit einer Kneifzange die Zähne zogen und seinen Mund verstümmelten. Später wurde der Musiker ein Medikamentenwrack, landete in Deutschland im Gefängnis und beging Selbstmord.

Helen und ich fuhren durch den Garden District, an den Häusern aus dem neunzehnten Jahrhundert vorbei, mit ihren Säulenportiken unter hohen Eichen, deren Wurzelsysteme sich unter Asphaltflächen schoben und diese aufbrachen wie gebrannten Ton, an den flaschengrünen Straßenbahnwaggons mit ihren rotumrandeten Fenstern vorbei, die über den geduldigen Asphalt ratterten, vorbei an der Loyola University und am Audubon Park, dann auf den Damm, wo die St. Charles Street endet und Ricky das Restaurant, den Buchladen und das Blumengeschäft besaß, von denen er angeblich lebte.

Sein Büro im zweiten Stock war mit einem schneeweißen Teppich ausgelegt und mit Glaskunst und blinkenden Stahlrohrmöbeln ausgestattet. Ein riesiges Panoramafenster gab den Blick auf den Fluß und eine überdimensional hohe Palme frei, deren Palmwedel sich im Wind gegen die Gebäudewand rieben.

Rickys beiges Nadelstreifenjackett hing über der Rückenlehne seines Stuhls. Er trug ein weißes Hemd mit einer pflaumenfarbenen Krawatte und Hosenträger, und obwohl er fast sechzig war, hatte seine große breitschultrige Gestalt noch das Muskelarsenal eines wesentlich jüngeren Mannes.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.