Striptease by Simenon Georges

Striptease by Simenon Georges

Autor:Simenon, Georges [Simenon, Georges]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Diogenes
veröffentlicht: 2014-06-10T22:00:00+00:00


2

Zu Beginn des Abends befanden sie sich alle im Irrtum, Célita ebenso wie die anderen, nur daß vielleicht Célita, daran gewöhnt, das Glück gegen sich zu haben, es nicht wagte, sich zu früh zu freuen. Als sie mit Marie-Lou bei >Justin< eintrat, saßen Natascha und Ketty bereits bei Tisch, und da neben ihnen nur zwei Plätze frei waren, blieb Célita zögernd stehen, denn sie dachte, einer der beiden Plätze sei für Maud.

»Ich glaub nicht, daß sie kommt«, erklärte Natascha, »und deshalb hab ich kein fünftes Gedeck auf- legen lassen.«

Es gab Neuigkeiten, das konnte man an ihrer Aufregung spüren. Natascha fuhr fort:

»Ich hab zweimal in ihrem Hotel angerufen, und beide Male hat man mir gesagt, sie sei nicht da. Auf dem Weg hierher bin ich dort vorbeigegangen, und da hat mir die Besitzerin erzählt, Maud sei mittags weggegangen, ohne ein Wort zu sagen und ohne gefrühstückt zu haben, und sie hätten sie seitdem nicht •wieder gesehen.«

Um halb zehn Uhr traten sie alle vier im >Monico< an, in Reih und Glied wie Internatsschülerinnen, und grüßten einzeln Madame Florence, die Célita recht mitgenommen vorkam. Fünf Minuten nach halb zehn sah Marie-Lou in der Garderobe, in der sie sich umzogen, auf die Uhr und murmelte:

»Fünfhundert Franc!«

Kurz darauf saßen sie unten an verschiedenen Tischen, laut Anweisung, um den Saal zu »füllen«. Madame Florence hatte Ringe unter den Augen, in ihrem Blick lag die Angst von jemandem, der jeden Augenblick mit einem Schmerzanfall rechnet, und Célita fiel der Besuch bei dem Gynäkologen in Nizza ein. Einen Augenblick lang fragte sie sich, ob die Chefin am Ende schwanger sei, aber mit vierzig Jahren zum ersten Mal, das war unwahrscheinlich.

Sie mußte etwas am Unterleib haben, hatte sie doch den Spezialisten aufgesucht. Die Hälfte der Frauen, die Célita kennengelernt hatte, hatten eine Operation hinter sich, meistens war ein Eierstock entfernt worden oder auch beide, und das machte ihr Angst. Das Wort »Unterleib« hatte für sie etwas Mysteriöses, fast Unheimliches, und sie fürchtete nichts so sehr, als eines Tages eine violette Narbe auf dem Bauch zu haben.

Monsieur Léon, der neben der Tür stand, konnte Mauds Abwesenheit nicht übersehen haben, und natürlich bemerkte er auch die Blicke, die sich die Mädchen von einem Ende des Saals zum anderen zuwarfen. Zweimal trat er durch den Vorhang hinaus zu Emile auf den Gehsteig.

Dreiviertel zehn... Zehn vor zehn... Marie-Lou hauchte unhörbar vor sich hin: »Tausend Franc!«

Célita war aufgefallen, daß der Chef sorgfältiger rasiert war als sonst, daß er noch ein wenig Puder neben dem Ohr hatte und daß er eine helle Krawatte trug, die noch niemand an ihm gesehen hatte. Wäre er nicht sichtlich unruhig und Maud da gewesen, sie hätte geschworen, daß er bei ihr gewesen war und erreicht hatte, was er wollte.

Sie war von der Wahrheit weit entfernt, das sollte sie bald merken. Ein Paar war eben hereingekommen, Stammgäste, die sich immer in die Nähe des Orchesters setzten. Die beiden waren sicher nicht älter als Mitte Fünfzig, doch sie waren nichtsdestoweniger Philemon und Baucis getauft worden, denn sie hielten den ganzen Abend



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