Stockett, Kathryn by Gute Geister

Stockett, Kathryn by Gute Geister

Autor:Gute Geister
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-06-13T18:02:16+00:00


Am Samstagmorgen um sieben wach ich auf, mit dröhnendem Kopf und wunder Zunge. Ich muss die ganze Nacht draufgebissen haben.

Leroy guckt mich mit einem Auge an, weil er weiß, dass irgendwas ist. Er hat’s schon gestern Abend beim Essen gemerkt und hat’s gerochen, wie er heut Morgen um fünf von der Arbeit gekommen ist.

»Was plagt dich? Du hast doch keinen Ärger bei der Arbeit, oder?«, fragt er zum dritten Mal.

»Nichts plagt mich, außer fünf Kindern und einem Mann. Ihr treibt mich die glatte Wand hoch.«

Das Letzte, was er wissen soll, ist, dass ich wieder einer weißen Lady Bescheid gesagt und wieder einen Job verloren hab. Ich zieh meine lila Kittelschürze an und stapf in die Küche. Ich mach sie sauber, wie sie noch nie saubergemacht worden ist.

»Mama, wo gehst du hin?«, ruft Kindra. »Ich hab Hunger.«

»Ich geh zu Aibileen. Mama muss jetzt wo sein, wo mal fünf Minuten keiner an ihr rumzerrt.« Ich marschier an Sugar vorbei, die auf der Vordertreppe sitzt. »Sugar, geh rein und mach Kindra was zum Frühstück.«

»Sie hat schon gefrühstückt. Erst vor einer halben Stunde.«

»Sie hat aber wieder Hunger.«

Ich geh die zwei Blocks zu Aibileens Haus, über die Tick Road in die Farish Street. Obwohl’s höllisch heiß ist und der Teer schon dampft, sind da Kinder, die Ball spielen, Dosen rumkicken, seilspringen. »Hey, Minny«, ruft alle zwanzig Meter jemand. Ich nick, sag aber nichts Freundliches. Nicht heut.

Ich nehm die Abkürzung durch Ida Peeks Garten. Aibileens Küchentür ist offen. Aibileen sitzt an ihrem Tisch und liest eins von den Büchern, die ihr Miss Skeeter aus der Weißenbibliothek geholt hat. Wie die Fliegentür quietscht, schaut sie auf. Sie sieht wohl gleich, dass ich sauer bin.

»Gott im Himmel, was ist dir denn über die Leber gelaufen?«

»Celia Rae Foote, die ist mir über die Leber gelaufen.«

»Was hat sie gemacht?«

Ich erzähl ihr von den Flaschen, die ich gefunden hab. Ich weiß nicht, warum ich’s ihr nicht schon vor anderthalb Wochen erzählt hab, wie ich die Flaschen entdeckt hab. Vielleicht wollt ich nicht, dass sie so was Schreckliches über Miss Celia weiß. Vielleicht war’s mir auch peinlich, weil Aibileen mir doch den Job besorgt hat. Aber jetzt bin ich so wütend, dass ich einfach alles rauslass.

»Und dann hat sie mich gefeuert.«

»Oje, Minny.«

»Sagt, sie findet schon ein andres Dienstmädchen. Aber wer soll denn bei der Frau arbeiten? Irgend so ein kraushaariges Trampel, das sowieso da draußen wohnt und keine Ahnung hat, dass man von links serviert und von rechts abräumt.«

»Und wenn du dich entschuldigst? Vielleicht gehst du einfach Montagmorgen hin und …«

»Ich entschuldig mich bei keinen Trinkern. Ich hab mich nie bei meinem Daddy entschuldigt, und ich entschuldig mich erst recht nicht bei ihr.«

Wir sind beide still. Ich kipp meinen Kaffee runter, guck zu, wie eine Bremse gegen Aibileens Fliegentür surrt, mit dem hässlichen, harten Kopf dagegenkracht, fapp, fapp, fapp, bis sie schließlich auf die Treppenstufe fällt und sich im Kreis dreht, wie wenn sie einen Hirnschaden hätt.

»Kann nicht schlafen. Kann nichts essen«, sag ich.

»Also, diese Celia muss ja wirklich die Schlimmste sein, wo du je gearbeitet hast.



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