Starke Frau, was nun? by Kera Jung

Starke Frau, was nun? by Kera Jung

Autor:Kera Jung
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
veröffentlicht: 2014-02-14T23:00:00+00:00


»Was ist an einer Ansammlung von Menschen cool, die an einen verrotteten See fahren, in den permanent Abwässer geleitet werden, von dem Diesel der diversen Motorboote ganz zu schweigen, und die sich dann auch noch dämlicherweise einreden, an der frischen Luft und in der Natur zu sein? Wundert mich, dass die Viecher nicht vier Flügel und drei Beine haben.«

Chris wirft ein neues Stück Weißbrot, ein weiteres schiebt er sich in den unersättlichen Mund. Ist der Kerl denn niemals zufrieden?

»Du bist ein ewiger Miesmacher, Lisa. Ich könnte jetzt fragen, weshalb das so ist, aber nachdem ich deine Freundinnen aus der Strickgruppe kennengelernt habe, erübrigt sich das.«

»Du hast keine Ahnung, bist getrieben von deinen beschissenen Vorurteilen und glaubst lieber den verdammten Klischees als deinen Augen und deinem gesunden Menschenverstand. Ach so, den hast du ja sowieso nicht.«

Lachend wirft er das nächste Brot nach dem armen Vieh. »Verdammt noch mal, da muss echte Gehirnwäsche stattfinden. Nichts anderes kann diesen Verfall erklären. Und das, wo sie doch eigentlich fucking sweet ist.«

»Nenn mich nicht süß!«

»Lisa, du nervst!«

»HAHA!« Das ist wieder typisch. Verdrossen beobachtet sie den idiotischen Ami, der seine fünf Kilo Weißbrot an die arme Ente verfüttert. Nach einer Weile geht Lisa einen Schritt zurück, denn jetzt ist das Platzen wirklich nur noch eine Frage weniger Minuten.

Glücklicherweise ist kurz darauf sein Vorrat aufgebraucht und Chris grinst – wie üblich. »Was jetzt?«

»Nach Hause?« Es klingt hoffnungsfroh, doch er schüttelt den Kopf. »Are you stupid? Ich habe mich doch nicht stundenlang hierher durchgekämpft, um nach zehn Minuten zu gehen!«

»Du hast die miesen, mit Flöhen verseuchten Viecher über eine Stunde gemästet!«, knurrt Lisa. »Stehst du auf Stopfleber?«

Doch der Chauvi hört ihr nicht zu, denn er schaut in die Ferne, auf einen Punkt, der hinter ihrem Rücken liegt. Sie war vor Urzeiten zuletzt hier, und während sie noch überlegt, was da nur sein könnte, strahlt der Irre auch schon. »LOOK!«

Da war es wieder ...

* * *

Eine halbe Stunde später sitzen sie in der prallen Sonne auf dem Deck des Nicht-Luxusdampfers inmitten hunderter Omas, die ihre sehr unglücklich wirkenden Enkel neben sich haben. Die hatten sich für ihren freien Sonntag bestimmt auch etwas Besseres vorgestellt.

Jedenfalls amüsiert Chris sich schon mal prächtig; sein Schädel gleicht wieder der verdächtigen Rundumleuchte – er scheint sich an der nicht vorhandenen Natur nicht sattsehen zu können. Ganz zuletzt blickt er hinab ins Wasser. »Kann man darin baden?«

»Wenn man sich die Pest zuziehen will.« Lisa sieht nicht mal hin.

»Ernsthaft, gibt es Badestellen?«

»Ja.«

Nach einer Weile stöhnt er. »Weshalb bist du jetzt wieder sauer?«

»Was? Also, wenigstens das ist doch offensichtlich, oder? Du schleifst mich zu diesem Rentnertreff ...« Das bringt ihr einen strafenden Blick von Oma Herta neben sich ein, doch Lisa ignoriert sie. »Du scheinst das nicht zu raffen, aber das ist ja nichts Neues. Niemand, der ernsthaft etwas auf sich hält, fährt hierher! Das ist ...« Sie überlegt. »… stillos!«

Chris mustert sie, nicht im Mindesten beeindruckt, dann hebt er die Schultern. »Also, ich finde es toll.« Und als sie nicht antwortet, legt er einen Arm um sie.



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