Stadt in Angst: Historischer Kriminalroman (German Edition) by Matthews John

Stadt in Angst: Historischer Kriminalroman (German Edition) by Matthews John

Autor:Matthews, John [Matthews, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Page & Turner
veröffentlicht: 2014-09-14T22:00:00+00:00


FÜNFUNDZWANZIG

Diese Letzte war wirklich ein Juwel, nicht wahr? Ich habe gesehen, wie Sie sie angeschaut haben, und ich konnte erkennen, dass Sie genauso dachten. Aber Sie wussten in diesem Moment auch ganz genau, was sie war, ebenso wie ich. Ich konnte es in Ihren Augen sehen.

O ja. Einmal stand ich nur wenige Meter von Ihnen allen entfernt. Sie, Argenti und kein Geringerer als der berühmte Thomas Colby, der eigens den langen Weg aus London auf sich genommen hat. Vier lange Jahre studieren Sie und Colby mich nun schon, und inzwischen müssten Sie mich besser kennen als Ihre eigene Familie. Sie müssten mich schon von Weitem erkennen, geschweige denn aus wenigen Schritten Entfernung. Aber was Sie betrifft, so hatten Sie nie wirklich eine eigene Familie, nicht wahr? Und jetzt, nachdem Ihre Tante tot ist, haben Sie nur noch Lawrence.

Wenn Colby wirklich nur meinetwegen herübergekommen ist, sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen. Aber es war sicherlich kein glücklicher Abend für Sie – alle Spitzenleute an einem Ort versammelt, allesamt angeblich Experten auf dem Gebiet der Verbrechensbekämpfung, und doch hat keiner von Ihnen auch nur geahnt, dass ich dort war. Wenn Sie mich nicht einmal dann aufspüren können, wenn ein Mädchen direkt vor Ihrer Nase ermordet wird, wie groß sind Ihre Chancen dann bei den anderen? Das dürfte ein gefundenes Fressen für die Presse sein.

Ich sollte Ihnen wohl dafür danken, dass Sie dieses Mädchen für mich ausgesucht haben. Wenn Sie sie nicht so angeschaut hätten, dann wäre sie mir vielleicht nie aufgefallen. Sie haben sie mit diesem Blick praktisch eigenhändig getötet. Aber es hat wenig Sinn, dass Sie sich deswegen grämen. Wenn nicht sie, dann wäre es eine andere gewesen. Ich kann Ihnen nur den guten Rat geben, dass Sie in Zukunft mehr darauf achtgeben, was Sie begehren und schätzen.

Die Konferenz fand im Abbey’s Theatre am Broadway statt, am Nachmittag, nachdem der Brief bei der Times eingetroffen war. Opernbesucher und Theaterdirektoren ergänzten die Reihen der besorgten Geschäftsleute, der Lokalpolitiker und der Reporter, und Argenti fiel auf, dass nun, nachdem auch hier im »besseren« Teil Manhattans ein Mord geschehen war, deutlich mehr Fräcke und Zylinder im Publikum zu sehen waren.

Argenti saß mit Blick auf den Zuschauerraum hinter einem langen Tisch auf der Bühne, neben Jameson, Colby, Bürgermeister George Watkins und Polizeipräsident Bartholomew Latham.

»Soviel ich weiß, hatten Sie schon einmal einen dringend Tatverdächtigen, einen gewissen Jack Taylor. Ist er immer noch verdächtig?«

»Nein.«

»Und haben Sie inzwischen neue Verdächtige?«

»Wir haben ein Reihe neuer Spuren, denen wir nachgehen, aber im Augenblick keinen konkreten Verdächtigen, nein.«

»Aber wie lange soll das denn noch gehen? Wie viele treffliche junge Mädchen soll er noch ermorden, ehe er gefasst wird?«

Ein Murmeln lief durch die Zuschauerreihen des Theaters, und hier und da waren zustimmende Rufe zu hören. Die erste Runde des Frage-und-Antwort-Spiels hatte Argenti mit einem Journalisten der New York Times und einem Kollegen vom Herald bestritten, die beide in der ersten Reihen saßen. Doch die letzte Wortmeldung war aus einer der hinteren Reihen gekommen, von einem Geschäftsmann in Frack und Zylinder. Argenti bezweifelte,



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