Spin by Wilson Robert Charles

Spin by Wilson Robert Charles

Autor:Wilson, Robert Charles [Charles, Wilson, Robert]
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T20:03:22.956000+00:00


Ina war in diesen drei Tagen sehr beschäftigt, ich sah sie kaum. Es waren heiße, sonnige Tage, doch der Wind schickte lindernde Brisen durch das Haus, und ich verbrachte die Zeit mit vorsichtiger Gymnastik, mit Schreiben und Lesen – im Schlafzimmer standen einige englischsprachige Taschenbücher, unter anderem eine populäre Biografie über Jason Lawton mit dem Titel »Ein Leben für die Sterne« (ich sah im Register nach und fand meinen Namen: Dupree, Tyler, mit fünf Seitenhinweisen, aber ich brachte es nicht über mich, das Buch zu lesen – die Geschichten von Somerset Maugham reizten mich einfach mehr).

En kam von Zeit zu Zeit vorbei, um nach mir zu sehen und mir Sandwiches und in Flaschen abgefülltes Wasser vom warung seines Onkels zu bringen. Er hatte eine recht besitzergreifende Art entwickelt und versäumte es nie, sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Er sagte, er sei »stolz, mit mir rantau zu machen«.

»Du auch, En? Du gehst in die neue Welt?«

Er nickte emphatisch. »Mein Vater auch, meine Mutter, mein Onkel« und ein Dutzend weitere Angehörige, deren Verwandtschaftsgrad er mit Minang-Ausdrücken bezeichnete. Seine Augen funkelten. »Vielleicht können Sie mich dort Medizin lehren.«

Vielleicht würde ich das müssen. Die Durchquerung des Bogens schloss eine traditionelle Ausbildung mehr oder weniger aus. Das war nicht gerade das Beste für En, und ich fragte mich, ob seine Eltern diesen Umstand bei ihrer Entscheidung genügend bedacht hatten.

Aber letztlich ging mich das nichts an, und es war offenkundig, wie sehr En sich auf die Reise freute. Er konnte seine Stimme kaum kontrollieren, wenn er darüber sprach, und sein strahlendes Gesicht war eine reine Freude. Er gehörte einer Generation an, die der Zukunft mit mehr Hoffnung als Furcht entgegensah – aus meiner Generation der »Grotesken« hatte niemand jemals auf diese Weise in die Zukunft hineingelächelt. Es war ein gutes, ein zutiefst menschliches Bild; es machte mich glücklich, und es machte mich traurig.

Ina kam am Abend vor der geplanten Abreise wieder zu mir, sie brachte Essen und einen Plan mit. »Der Sohn meines Vetters hat einen Schwager«, sagte sie, »der als Krankenwagenfahrer für das Spital in Batusangkar arbeitet. Er kann einen Krankenwagen aus dem Fuhrpark borgen, um Sie nach Padang zu bringen. Mindestens zwei Wagen mit Mobiltelefonen werden vor uns fahren – wenn es also eine Straßensperre gibt, müssten wir früh genug gewarnt sein.«

»Ich brauche keinen Krankenwagen.«

»Der Krankenwagen ist zur Tarnung. Sie werden hinten versteckt, ich lege meine Arztmontur an, und einer der Dorfbewohner – En bewirbt sich nachdrücklich um die Rolle – spielt den Kranken. Verstehen Sie? Wenn die Polizisten in den Wagen hineingucken, sehen sie mich und ein krankes Kind, dann sage ich ›KVES‹, und die Polizisten werden nicht sehr darauf erpicht sein, allzu gründlich weiterzusuchen. Auf diese Weise wird der amerikanische Arzt an ihnen vorbeigeschmuggelt.«

»Sie glauben, das funktioniert?«

»Ich glaube, es besteht eine gute Chance, dass es funktioniert.«

»Aber wenn Sie mit mir erwischt werden…«

»Die Polizei kann mich nicht verhaften, es sei denn, ich mache mich strafbar. Einen Ausländer aus dem Westen im Krankenwagen zu transportieren, ist keine Straftat.«

»Aber einen Straftäter zu transportieren, ist es vielleicht.



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