Soldner by Howell Morgan

Soldner by Howell Morgan

Autor:Howell Morgan
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2011-12-22T23:00:00+00:00


22

ALS DIE SCHILDRON den Marsch verspätet aufnahm, wollte Dar ihren Platz bei den Frauen wieder einnehmen. Doch Taren trat ihr in den Weg. »Geh zu deinem Ork. So was wie dich wollen wir hier nicht haben.«

»Was soll das heißen, so was wie ich?«

»Dafür gibt es kein Wort«, sagte Taren grob. »Keins, das schlimm genug ist.«

»Was glaubst du eigentlich, was gestern Abend passiert ist?«, fragte Dar.

»Wir wissen, was du getan hast«, sagte Taren. »Und wir finden es abscheulich.«

»Wer hat es euch erzählt? Murdant Kol?«

Taren nickte.

»Und ihr glaubt ihm?«

»Hör mal«, erwiderte Taren, »du hast selbst gesagt, dass du Männer nicht magst. Und wir alle haben gehört, was der Ork gesagt hat, bevor er den armen Muut getötet hat.«

»Den armen Muut? Wie kannst du dich auf seine Seite schlagen? Du weißt doch, was er vorhatte!«

»Er war zwar nicht vollkommen, aber er war gut zu Neena. Außerdem war er ein Mensch. Mehr Mensch, könnte man annehmen, als du.«

Dar wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, doch sie weigerte sich, jemandem diese Befriedigung zu schenken, besonders Neena, die sie mit unverminderter Feindschaft anstarrte. Dar sah, dass jede weitere Argumentation sinnlos war. Die Frauen hatten sich auf die Seite ihrer Unterdrücker geschlagen. Sie kam sich vor wie am ersten Tag im Regiment – von vielen anderen umgeben, und doch völlig allein. Als sie sich von den Frauen abwandte, fiel ihr ein, dass sie noch Kovok-mah hatte. So wie Cymbe ihren Bären.

Jedes Hochlandkind kannte die Geschichte von Cymbe und dem Bären. Ihr Vater hatte sie ihr oft erzählt.

Cymbe war ein kleines Mädchen und lebte mit seinen Eltern in einer kleinen Hütte. Sie war unglücklich, denn sie musste schwer arbeiten und bekam nur Grütze zu essen. Eines Tages wurde sie im Wald von einem Bären aufgefordert, bei ihm zu wohnen. »Im Wald braucht man sich nicht abzuplacken«, sagte der Bär. »Ich kenne die Bäume, in denen die Bienen ihren Honig verstecken, und die Hänge, an denen die Beeren zuerst reif werden. Ich fange jeden Tag einen Fisch, einen Hasen oder einen Hirsch, und wir können jeden Abend einen Festschmaus abhalten.«

Cymbe lief fröhlich mit dem Bären fort. Zusammen führten sie ein leichtes Leben. Cymbe wurde dick. Ihr Haar wurde länger und verfilzte, bis es ihren ganzen Körper bedeckte. Sie sah wie eine Bärin aus.

Nach einer Weile hielt Cymbe sich dann auch für eine Bärin. Doch als der Sommer zu Ende ging, schliefen die Bienen ein, die Beeren schrumpelten und die Fische und das Wild machten sich davon. Da sagte der Bär zu Cymbe: »Uns stehen harte Zeiten bevor, deswegen werde ich den Winter hindurch schlafen.«

»Was wird aus mir?«, fragte Cymbe. »Ich muss doch etwas essen.«

»Ich habe dich den ganzen Sommer lang ernährt«, erwiderte der Bär und schnalzte mit der Zunge. »Jetzt bist du an der Reihe, mich zu ernähren.«

Am Ende der Geschichte hatte Dars Vater immer gelacht. Die Moral der Geschichte variierte immer nach seinen Bedürfnissen. Cymbe musste auch herhalten, wenn Dar oder ihre Brüder der Grütze überdrüssig waren. »Denkt an Cymbe«, hieß es, wenn man über lästige Pflichten nörgelte. Schon



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