Solange du da bist by Levy Marc

Solange du da bist by Levy Marc

Autor:Levy, Marc [Levy, Marc]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau Taschenbücher
veröffentlicht: 2014-01-20T16:00:00+00:00


10

Arthur hatte sein Architekturstudium in San Francisco absolviert. Mit Fünfundzwanzig verkaufte er die kleine Wohnung, die seine Mutter ihm hinterlassen hatte, und brach nach Europa auf, um zwei Jahre an der Ecole Camando in Paris zu studieren. Er bezog ein kleines Appartement in der Rue Mazarine und verbrachte dort zwei aufregende Jahre. Danach ging er noch für ein Jahr nach Florenz und kehrte dann nach Kalifornien zurück.

Mit Diplomen behängt, fing er bei Miller an, einem der bekanntesten Architekten und Designer der Stadt, sammelte dort seine zwei Jahre Berufserfahrung und arbeitete nebenbei jeden Tag ein paar Stunden im Museum of Modern Art. Dort traf er Paul wieder, seinen zukünftigen Geschäftspartner, mit dem er zwei Jahre später ein eigenes Architekturbüro gründete. Vom wirtschaftlichen Aufschwung der Region begünstigt, konnten sie sich bald einen Namen machen und nahezu zwanzig Mitarbeiter einstellen. Paul kümmerte sich »ums Geschäftliche«, Arthur entwarf - Möbel, Industriegebäude, Wohnhäuser und Objekte. Jeder hatte seinen Bereich, nie lag irgendein Schatten über ihrer Zusammenarbeit, und nichts und niemand konnte die beiden Freunde für mehr als ein paar Stunden trennen.

Sie hatten vieles gemeinsam: ihre Vorstellung von

Freundschaft, ein bestimmtes Lebensgefühl, und sie hatten eine ähnliche Kindheit gehabt, mit vergleichbaren Erfahrungen, mit demselben Verlust.

Wie Paul war Arthur von seiner Mutter großgezogen worden. Während Pauls Vater, als der Junge fünf Jahre alt war, seine Familie auf Nimmerwiedersehen verlassen hatte, war Arthurs Vater nach Europa aufgebrochen, als sein Sohn gerade drei war. »Sein Flugzeug ist so hoch in den Himmel geflogen, dass es an den Sternen hängengeblieben ist.«

Beide waren auf dem Land aufgewachsen. Beide waren sie auf dem Internat gewesen. Ganz allein waren sie zu Männern geworden.

Lilian hatte lange gewartet und dann einen Strich unter die Vergangenheit gezogen, wenigstens scheinbar. Die ersten zehn Jahre seines Lebens verbrachte Arthur fern der Großstadt, am Meer, in der Nähe des malerischen kleinen Ortes Carmel, wo Lili, das war der Kosename, den er seiner Mutter gegeben hatte, direkt am Ozean ein großes Haus besaß. Ganz aus weißem Holz gebaut, lag es hoch über dem Wasser inmitten eines riesigen Gartens, der sich bis zum Strand hinunter erstreckte. Antoine, ein alter Freund seiner Mutter, lebte in einem Anbau des Hauses. Irgendwie hatte es den Künstler dorthin verschlagen, und Lili hatte ihn aufgenommen, »aufgelesen«, wie die Nachbarn sagten. Zusammen unterhielten sie den Park, die hölzernen Zäune und Außenwände des Hauses, die nahezu jedes Jahr frisch gestrichen wurden, und führten lange abendliche Gespräche. Als Freund und Komplize stellte Antoine für Arthur die männliche Bezugsperson dar, die einige Jahre zuvor aus seinem Leben verschwunden war.

Jene Jahre sollten ihm für immer unvergesslich bleiben. Seine Mutter war zugleich seine beste Freundin, und sie zeigte ihm alle die schönen Dinge des Lebens. Manchmal weckte sie ihn morgens in aller Frühe, nur damit er lernte, den Sonnenaufgang zu bewundern und den Geräuschen des erwachenden Tages zu lauschen. Sie lehrte ihn die Vielfalt der Blumen bestimmen und brachte ihm bei, wie er allein an der Form eines Blattes erkennen konnte, zu welchem Baum es gehörte. Sie führte ihn durch den großen Park



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