So finster die Nacht by John Ajvide Lindqvist

So finster die Nacht by John Ajvide Lindqvist

Autor:John Ajvide Lindqvist
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-03-16T23:00:00+00:00


Er gelangte auf den Parkweg Richtung Schule, warf einen Blick auf Jockes Brücke.

Die Nachricht war in der Zeitung von gestern in großen Artikeln verbreitet worden, nicht zuletzt wohl auch, weil man die Leiche auf so makabere Art gefunden hatte. Ein ermordeter Trinker war ansonsten eher unspektakulär, aber man hatte sich auf die Kinder gestürzt, die zugesehen hatten, die Feuerwehr, die das Eis aufsägen musste, und so weiter. Neben dem Artikel hatte die Zeitung Jockes Passfoto abgedruckt, auf dem er gelinde gesagt aussah wie ein Massenmörder.

Lacke ging an der düsteren Backsteinfassade der Blackebergschule vorbei, an den hohen breiten Treppen, die ihm wie der Eingang zu einem Gerichtsgebäude oder zur Hölle vorkamen. Neben den untersten Treppenstufen hatte jemand »Iron Maiden« an die Wand gesprayt, was immer das bedeuten sollte. Vielleicht war es irgendeine Musikgruppe.

Er passierte den Parkplatz, trat auf die Björnsonsgatan. Normalerweise hätte er nun den Platz hinter der Schule schräg überquert, aber dort war es … dunkel. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie dieses Wesen in den Schatten lauerte. Er blickte zu den Wipfeln der hohen Kiefern hinauf, von denen die Straße gesäumt wurde. Ein paar dunklere Klumpen im Geäst. Vermutlich Elsternester.

Es ging doch nicht nur darum, wie das Wesen aussah, es ging auch darum, wie es angegriffen hatte. Er hätte vielleicht, vielleicht noch akzeptieren können, dass es für die Zähne und die Krallen eine natürliche Erklärung gab, wenn da nicht dieser Sprung aus dem Baum gewesen wäre. Ehe sie Virginia nach Hause trugen, hatte er zu dem Baum aufgeblickt. Der Ast, von dem das Wesen herabgesprungen sein musste, hing ungefähr fünf Meter über dem Erdboden.

Sich fünf Meter tief zielgenau auf den Rücken eines Menschen herabfallen zu lassen; wenn man das Wort »Zirkusartist« zu den anderen Dingen hinzufügte, um eine »natürliche« Erklärung zu bekommen, dann mochte es vielleicht angehen. Aber wenn man das alles zusammennahm, war das Ergebnis ebenso ungeheuerlich wie das, was er zu Virginia gesagt hatte und jetzt zutiefst bereute.

Verdammt …

Er zog die Pralinenschachtel aus der Hose. Hatte seine Körperwärme die Schokolade bereits schmelzen lassen? Er schüttelte prüfend die Schachtel. Nein. Es raschelte in ihr. Die Pralinen klebten nicht aneinander. Er ging die Björnsonsgatan hinab, am ICA vorbei, hielt die Pralinenschachtel in der Hand.

»PIZZATOMATEN. DREI DOSEN 5,–«

Das war sechs Tage her.

Lackes Hand lag immer noch auf dem Stein in seiner Tasche. Er betrachtete das Schild, konnte vor seinem inneren Auge sehen, wie sich Virginias Hand bewegte, um die gleichmäßigen, geraden Buchstaben hervorzuzaubern. Sie war heute doch hoffentlich zu Hause geblieben und hatte sich ausgeruht? Das sähe ihr ähnlich, gleich wieder zur Arbeit zu latschen, noch ehe das Blut richtig getrocknet war.

Als er den Eingang zu ihrem Haus erreichte, blickte er zu ihren Fenstern hinauf. Kein Licht. War sie vielleicht bei ihrer Tochter? Egal. Er würde auf jeden Fall hinaufgehen und die Pralinenschachtel auf der Türklinke absetzen, auch wenn sie nicht zu Hause war. Im Eingangsbereich war es stockfinster. In seinem Nacken sträubten sich die Haare.

Das Kind ist hier.

Sekundenlang blieb er ganz still stehen, stürzte dann zu dem



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.