Smith, Martin Cruz by Der andere Sieger

Smith, Martin Cruz by Der andere Sieger

Autor:Der andere Sieger
Die sprache: deu
Format: mobi, epub, azw3
veröffentlicht: 2012-08-21T17:42:44+00:00


* * *

»Ich will gesehen werden. Ich will, daß die Leute sehen, ein Indianer ist ein Mensch«, sagte Holds Eagles. Er steuerte den Wagen die Connecticut Avenue hinunter. »Abgesehen davon ist es ein schöner Tag für eine kleine Autofahrt.«

Liz Carney sah sich die Leute auf der Straße an. Sie starrten alle auf den dunklen Mann in dem feinen Lederhemd am Steuer des Wagens.

»Es ist kein guter Tag dafür«, meinte Liz. »Direkt nach dem Siegesfeiertag. Die Gefühle schlagen dann immer sehr hohe Wellen.«

»Leute neigen eigentlich nicht dazu, andere Leute umzu-bringen«, meinte Holds Eagles. »Aber wenn sie sich erst einmal selbst davon überzeugt haben, daß ihr Feind kein richtiger Mensch ist, dann können sie ihm alles antun. Das ist eine freie Übersetzung von Moose Who Saw A Moon. Einfacher Gedanke und wahr dazu.«

»Wenn du glaubst, du solltest hier deine Sterblichkeit unter Beweis stellen, könnte dir das durchaus gelingen. Was ist mit diesen Agenten, von denen du vor ein paar Tagen andeu-tungsweise gesprochen hast, diesen Burschen, die dich aufhal-ten wollten?«

Holds Eagles hob eine Augenbraue.

»Habe ich so etwas gesagt?« Er fuhr langsamer, um ein Schild zu lesen. »Ich bin schon lange nicht mehr in Washington gewesen. Wie kommen wir von hier aufs offene Land?«

»Mit dem Flugzeug. Es gibt allerdings noch ein paar freie Rasenflächen um die teureren Appartementblocks. Darum wollen wir ja etwas von eurem Land, weißt du nicht mehr?«

Holds Eagles schnippte mit den Fingern. »Ach richtig.«

»Glaubst du, wir könnten uns diesen Kontinent teilen?«

fragte sie und verfiel fast automatisch wieder in die Rolle der Reporterin.

»Das tun wir doch schon.«

Neben ihnen fuhr ein Wagen mit derselben Geschwindig-keit in dieselbe Richtung. Eine Familie saß darin, Mutter und Vater vorne, die Kinder hinten, noch immer ihre Fähnchen vom vergangenen Freitag in den Händen. Ein Junge entdeckte Holds Eagles durch das Fenster, und seine Augen weiteten sich. Er rief etwas, und sein Vater wandte sich um, um ihm auf den Mund zu schlagen, aber dann sah auch er Holds Eagles.

Der Wagen wechselte in eine andere Spur und kehrte zurück.

Die Mutter zog angeekelt die Nase hoch. Ihre Augen bohrten sich in die von Liz Carney. Ihr Mann schob einen Arm an ihr vorbei und stieß den fleischigen Mittelfinger in die Luft. Der Junge benutzte den Stiel seines Fähnchens als imaginäres Maschinengewehr und ›durchlöcherte‹ den Wagen mit Holds Eagles. Seine kleine Schwester versuchte sich mit Lächeln und Winken am Spiel zu beteiligen.

»So, jetzt bist du gesehen worden und hast ins Gras beißen müssen«, verkündete Liz. Hoch über ihnen schwebte ein Hubschrauber und verfolgte den Weg des Wagens.

»Warum sollten wir Ihnen glauben?« fragte Präsident Nielson am nächsten Tag.

Holds Eagles wartete ab, bis der Präsident mit dem fertig war, was er zu sagen hatte. Zu den Dingen, die er bereits gelernt hatte, gehörte, daß der Präsident gerne konkret geworden wäre, aber dabei seine Schwierigkeiten hatte. Am Rande ließ er die georgianisch-hawaiische Atmosphäre des Besprechungsraumes auf sich wirken. Präsidentenberater saßen an einer Seite des langen Tisches, Holds Eagles und Bearman allein auf der anderen.

»Wissen Sie, was ich meine?« fragte Nielson, als erwarte er von Holds Eagles das Eingeständnis, Indianern könne man nicht trauen.



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