Silberschweine by Lindsey Davis

Silberschweine by Lindsey Davis

Autor:Lindsey Davis
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426600238
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 1989-01-01T23:00:00+00:00


XXXIV

»Im Vier-Kaiser-Jahr«, so begann Helena, »hat meine Familie – Vater, Onkel Gaius und ich – Vespasian unterstützt. Onkel Gaius kannte ihn seit Jahren. Wir bewunderten ihn. Mein Mann interessierte sich nicht besonders für die Politik. Er war Kaufmann – arabische Gewürze, Elfenbein, indischer Porphyr, Perlen. Eines Tages unterhielten sich einige Leute in unserem Haus über Vespasians zweiten Sohn, Domitian. Damals versuchte Domitian gerade, sich in die germanischen Unruhen einzuschalten und Ruhm zu ernten, kurz bevor Vespasian zurückkam. Sie kamen zu der Überzeugung, dieser grüne Junge würde einen idealen Kaiser abgeben – attraktiv genug, um beim Volk Anklang zu finden, und trotzdem leicht zu lenken. Ich war wütend! Als sie gegangen waren, stellte ich meinen Mann zur Rede –« Sie zögerte. Ich blinzelte zu ihr hinüber, aber es war besser, nicht zu unterbrechen. Im Zwielicht hier draußen hatten ihre Augen die Farbe von altem Honig angenommen – von diesem letzten Rest am Grund des Topfes, den man mit dem Finger nicht mehr erreicht, der einen aber daran hindert, den Topf einfach wegzuwerfen. »Ach, Didius Falco, wie soll ich es sagen? Dieser Streit war nicht das Ende unserer Ehe, aber er zeigte mir, wie groß die Kluft zwischen uns war. Mein Mann zog mich nicht ins Vertrauen; ich konnte ihm gar nicht zur Seite stehen, wie ich sollte. Und das schlimmste: von meinen Ansichten wollte er überhaupt nichts wissen!«

»Der Gewürz- und Porphyrhandel muß ein gutes Geschäft gewesen sein«, warf ich ein. »Sie hätten ein ruhiges Leben führen können, ungestört –«

»Allerdings!« meinte sie zornig. Manche Frauen wären froh darüber gewesen, hätten sich einen Liebhaber genommen (oder mehrere) und sich auch noch bei ihren Müttern über den Mann beklagt, während sie sein Geld mit vollen Händen ausgaben. Ich bewunderte, wenn auch widerstrebend, ihre Redlichkeit.

»Warum hat er Sie denn geheiratet?«

»Das öffentliche Leben – eine Ehefrau war obligatorisch. Und daß er mich nahm, festigte die Verbindung mit Onkel Publius.«

»War Ihr Vater mit ihm einverstanden?«

»Sie wissen doch, wie Familien sind. Verhältnisse, die sich über Jahre hinweg entwickeln, entfalten ihren eigenen Druck. Mein Vater hat sich angewöhnt, das zu tun, was sein Bruder von ihm will. Aber mein Mann wirkte ohnehin wie ein ganz normales Exemplar seines Geschlechts: überentwickelter Eigennutz, unterentwickelter Sinn für Humor –«

Dagegen konnte ich nichts sagen. Um sie zu beruhigen, stellte ich eine praktische Frage: »Ich hatte geglaubt, Senatoren dürften sich nicht im Handel betätigen?«

»Deshalb hat er sich ja mit Onkel Publius zusammengetan. Er stellte das Kapital, aber alle Geschäftsunterlagen waren auf den Namen meines Onkels ausgestellt.«

»War Ihr Mann denn reich?«

»Sein Vater war es. Obwohl sie im Vier-Kaiser-Jahr Verluste hatten –«

»Und dann?«

»Ist das ein Verhör, Falco?« Ganz plötzlich lachte sie. Zum ersten Mal wurde ich Zeuge eines Heiterkeitsausbruchs bei ihr, und er war so unerwartet reizvoll, daß ich unwillkürlich mitkicherte. »Na schön! Als Vespasian Anspruch auf den Thron erhob und in Alexandria die Kornlieferung blockierte, um den Senat zu seinen Gunsten unter Druck zu setzen, wurde der Handel mit dem Orient immer schwieriger. Mein Mann und mein Onkel versuchten neue Märkte in Europa ausfindig zu



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