Silbergrau - blutige Spiele by be.bra Verlag

Silbergrau - blutige Spiele by be.bra Verlag

Autor:be.bra Verlag [Verlag, be.bra]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: be.bra Verlag
veröffentlicht: 2012-05-02T22:00:00+00:00


Es folgten die Unterschrift des Herrn Barons und diejenige Barberas. Die Mutter stand wie angewurzelt. Ihre kleinen schwarzen Augen rollten vor Aufregung. Sie wusste wohl, dass dieses Preußen ein Land im Norden war, viele Tagesreisen entfernt, zwei bis drei oder noch mehr Wochen gar. Dass man dort, wo im Winter immer Schnee lag, auch Tänzerinnen benötigte, war ihr neu. Das entscheidende Wort jedoch war König. Die Tochter als Tänzerin eines Königs – ihr Herz klopfte schneller, während der merkwürdige Herr nun sein Wort an Barbera richtete:

»Seine Königliche Majestät sind hoch erfreut, dass Sie sich samt Ihrem Talent an sein neues Opernhaus verschrieben haben. An einem Hof wie dem preußischen, Mademoiselle, wo Voltaire als ein gern gesehener Gast ein und aus geht, wird die ganze Welt auf Sie sehen. Der König drängt jedoch zum Aufbruch, denn er wünscht Sie, verehrte Demoiselle, spätestens bei den Feierlichkeiten des nächsten Karnevals in Berlin tanzend installiert zu sehen.«

Barbera war deutlich blasser als gewöhnlich, fast so schneeweiß wie feinstes Chinaporzellan. Das kastanienbraune Haar fiel ihr in natürlichen Locken auf die Porzellanschultern herab, die aufgrund der angenehmen Temperatur im Haus mit einem zarten Spitzenschleier mehr als ausreichend bedeckt waren. Eine gelbe Bandschleife verbarg das Dekolletee, ein Postillon d’amour, wie man in Paris dazu sagte. Die Eröffnung Langustiers hatte sie bis aufs Blut gereizt. Installieren wollte sie der König? In seinen Stall stellen zu seinen Schlachtrössern? Ihre Stimme bekam einen hellen Klang, als sie der Mutter wie nebenbei erklärte:

»O liebste Mama, das Ganze war Antonios Idee, wie ich mich jetzt dunkel entsinne. Es muss wohl kurz vor meiner Abreise in Paris gewesen sein. Ich hatte es schon ganz vergessen. Da wir über die Höhe der Entlohnung nicht zu bestimmten Einigungen gekommen sind, habe ich keine Sekunde länger an diesen Entwurf eines Kontrakts gedacht. Wie sollte ich, Monsieur, Ihrer hochgeschätzten Meinung nach, um nur halbwegs nach Verstand und Sitte zu agieren, mich auf derlei vage Vereinbarungen hin in die Hände Ihrer königsblauen Majestät begeben? Auf Gedeih und Verderb? Wäre es nicht so? Was würdet Ihr an meiner Stelle tun, bester Monsieur? An eine Bühne wechseln, wo man die Akteure mit Pfeilen erschießt?«

Sie brach in Schluchzen aus und legte sich den Schleier um. Langustier war ebenso entzückt von ihrem kämpferischen Liebreiz, wie ihn ihre spürbare innere Bewegung bei der Erwähnung des Mordes irritierte. Er erwiderte besorgt:

»Wenn Sie wüssten, Signorina, wie sehr ich Ihre Zweifel verstehe! Ja, ich verstehe Sie ganz und gar, und es wird keineswegs zuviel gesagt sein, dass ich, wäre ich an Ihrer Stelle, nicht weniger Vorsicht walten ließe, wenn ich über die Absichten und Moral eines mir nicht bekannten Herrschers nur aus schlecht informierter dritter Hand unterrichtet wäre. Was immer Sie über die schreckliche Tat gehört haben, kann nur der blühendsten Phantasie entsprungen sein – war es doch ein Unfall, dem der arme Pepperino zum Opfer gefallen ist!«

Sie antwortete entrüstet, schluchzend:

»Nein, mein Herr – mit einer so plumpen Lüge fangen Sie mich nicht! Pepperino wurde ermordet! Glauben Sie, dass ich mich auch ermorden ließe?«

Sie legte den Schleier vor und schluchzte noch heftiger.



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