Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel by Perry Rhodan

Silberband 004 - Der kosmische Lockvogel by Perry Rhodan

Autor:Perry Rhodan [Rhodan, Perry]
Die sprache: deu
Format: epub


16.

Der Planetoid hatte keinen Namen, und seine Bahn war noch von keinem Menschen berechnet worden. Sein Durchmesser betrug knapp achtzig Kilometer, und seine Form war fast viereckig. Er besaß eine starke Eigenrotation und drehte sich in weniger als einer Stunde einmal um seine Achse. Seine Oberfläche war ein Gewirr schroffer Gebirge und tiefer Schluchten, die in ständiger Finsternis lagen. Die höheren Felsen hingegen wurden in regelmäßigen Zeitabständen von der fernen Sonne angeleuchtet.

Weil aber immer wieder andere Bergspitzen in den Bereich der Sonnenstrahlen gerieten, und das im Verlauf von Minuten, sah es aus großer Entfernung so aus, als blitze auf dem Asteroiden ständig ein Leuchtfeuer auf.

Erst als er den Asteroiden vergrößert im Bildschirm hatte, fand Clifford Monterny eine Erklärung für das Phänomen. Gleichzeitig entschloß er sich, diesen Planetoiden als vorläufiges Versteck zu wählen.

Er paßte die Geschwindigkeit des Zerstörers der des Asteroiden an und begann ihn zu umrunden. Mit Befriedigung konnte er feststellen, daß es viele günstige Landestellen gab. Wenn ein Suchschiff Rhodans den Asteroiden überfliegen würde, war noch lange nicht gesagt, daß es Monterny entdeckte.

Bald fand er eine breite Schlucht mit überhängenden Felsrändern.

Der Overhead war ein ausgezeichneter Pilot. Ihm gelang eine glatte Landung. Nachdem er den Antrieb abgeschaltet hatte, begab er sich in die Luftschleuse, streifte den Raumanzug über und verließ das Schiff. Die beiden Männer blieben zurück.

Ohne es zu wissen, erlebte er das, was sich Bully immer als besondere Attraktion vorstellte: wie ein Fisch im Wasser konnte er durch das Vakuum schweben, frei und ungebunden. Der Overhead begann zu ahnen, daß es außer Reichtum und Macht noch andere Dinge gab, die das Leben lebenswert machten. Er stieß sich von der Schwelle der Schleuse ab und glitt, langsam absinkend, quer über das Tal dahin. Als er den felsigen Grund berührte und eine unvorsichtige Bewegung machte, stieg er wie eine vom Wind getragene Feder nach oben. Langsam sank er wieder nach unten.

Er vergaß seine Lage und wurde von einem regelrechten Rausch befallen. Mit einem gewaltigen Satz stieß er sich erneut ab und schoß wie eine Rakete hoch in den Raum hinaus. Er machte die Rotationsbewegung des Asteroiden mit und blieb somit fast über der gleichen Stelle stehen, aber er stieg immer noch, wenn auch langsamer. Bald mußte er den Punkt erreichen, wo seine Geschwindigkeit nicht mehr ausreichte, der geringen Gravitation zu entkommen. Sie würde ihn erneut in die Tiefe ziehen, wenn auch im Zeitlupentempo.

Er entsann sich seiner eigentlichen Aufgabe. Nach unten blickend konnte er sein Schiff nicht entdecken. Die vorspringenden Felsen verdeckten es. Es konnte keine bessere Tarnung geben.

Geduldig wartete Monterny, bis er wieder abzusinken begann. Er verspürte ein nie gekanntes Gefühl von Überlegenheit und echter Freiheit. Zwar ließ sich seine Fallrichtung nicht beeinflussen, solange er den Handstrahler nicht betätigte, aber welche Rolle spielte das schon? Hier gab es Platz genug, und er hatte eine ganze Welt für sich.

Er erkannte die Ironie des Schicksals und fand sich mit ihr ab. Eine Welt hatte er besitzen wollen – nun hatte er seine Welt. Sie war viel kleiner als die Erde und trug kein Leben, aber es war eine Welt, die ihm niemand streitig machen würde.



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