Signum - Die verratenen Adler by Michael Römling

Signum - Die verratenen Adler by Michael Römling

Autor:Michael Römling
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: adv_history
Herausgeber: F.-Coppenrath-Verlag <Münster, Westfalen>
veröffentlicht: 2010-12-31T20:00:00+00:00


20

Caius und Lucius trotteten niedergeschlagen und missmutig durch die laue Abendluft zu ihrer Unterkunft zurück. Die Straßen waren immer noch voll von Menschen. Den ganzen Tag über waren unablässig Soldaten und Trossleute ins Lager geströmt, hatten ihre Baracken bezogen und gaben sich nun dem Müßiggang hin. Sie tranken Wein, rissen derbe Witze und würfelten um Geld. Überall rauchten kleine Schornsteine. Die verschiedensten Düfte und Ausdünstungen hingen in der Luft, und wie bei den Gesprächsfetzen, die Caius aufschnappte, vermischte sich auch hier Appetitliches mit Abstoßendem.

Als sie um die Ecke bogen, stand einer ihrer Leibwächter mit grimmigem Gesichtsausdruck vor der Tür, als wollte er durch demonstrative Wachsamkeit das Missgeschick von Placidus wiedergutmachen. Sie erkundigten sich nach dem Verletzten und statteten ihm einen kurzen Besuch ab. Placidus lag in seiner Kammer und döste vor sich hin. Als sie eintraten, wollte er sich aufrichten und zu einer schuldbewussten Rechtfertigung anheben, aber Caius unterbrach ihn, indem er ihm sagte, er solle sich ausruhen, man werde ihn noch brauchen. Das schien Placidus zu beruhigen, und er schloss die Augen.

Die beiden Freunde gingen in ihr Quartier und setzten sich auf ihre Betten. Keiner von beiden hatte rechten Hunger, obwohl es eigentlich Zeit zum Essen gewesen wäre.

»Es ist nicht zu fassen«, murmelte Lucius. »Rullianus platzt einfach rein und vermasselt alles.«

»Vielleicht wird Varus auf der Reise ja wieder gesprächig.«

»Weil der Anblick von Minen einen in heitere Plauderstimmung versetzt?«, fragte Lucius spöttisch.

»Nein, du Esel, weil Rullianus nicht dabei sein wird«, antwortete Caius.

»Schönen Abend«, äffte Lucius die letzten Worte des Legaten nach. »Dem würde ich das Maul am liebsten mit Blei ausgießen, bis ihm sein dämliches Grinsen vergeht.«

»Gute Idee. Und anschließend stopfen wir ihn mit Schleuderbleien aus wie eine trojanische Sau.«

»Und dann versenken wir ihn im Rhein. Schwer genug ist er ja dann.«

Die beiden ließen ihrer Fantasie noch eine Weile in freudloser Gehässigkeit freien Lauf. Doch alles Lästern und Fluchen half am Ende nichts: Sie waren in einer Sackgasse. Varus schien seine Redseligkeit zu bereuen. Wahrscheinlich würde er gar nicht mehr auf das Thema zurückkommen und entsprechende Vorstöße von ihrer Seite als vorwitzig und anmaßend abkanzeln. Die nächste Zeit würde nicht gerade abenteuerlich werden.

Caius dachte wieder an das Mädchen. Wenn sie morgen abreisten, bestand keine Gelegenheit mehr, sie noch einmal zu sehen. Schließlich berichtete er Lucius in beiläufigem Ton von seiner Begegnung. Sein Freund maulte ein bisschen herum, Caius hätte ihm ja wohl früher davon erzählen können. Ansonsten schien ihn das Thema Mädchen, über das er eigentlich so gerne sprach, nicht zu interessieren. Er würde alle Brutzelerfrauen und Cherumplermädchen dieser Provinz gegen das eintauschen, was Varus in diesem Kasten aufbewahrte, tönte er.

Frustriert gingen sie früh ins Bett, um am nächsten Tag ausgeschlafen zu sein für den Ritt ins Hügelland, das irgendwo südlich des Flusses begann. Die Reisewagen ließen sie im Lager, weil das Gelände schwer zugänglich und noch kaum durch römische Straßen erschlossen war. Caius schlief unruhig und wachte immer wieder auf, ohne sich an mehr als ein paar neblige Gestalten erinnern zu können, die ihn in seinen Träumen heimsuchten.

Am Morgen wurden die wichtigsten Sachen, vor allem die Unterlagen über die Bleimine, auf Packpferde verladen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.