Sieh mir beim Sterben zu by P. J. Tracy

Sieh mir beim Sterben zu by P. J. Tracy

Autor:P. J. Tracy
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2012-12-20T23:00:00+00:00


Kapitel 20

Magozzi hatte sich immer noch nicht an das gewöhnt, was ihn erwartete, wenn er seine eigene Haustür öffnete. Nichts war mehr so, wie es sein sollte, und er hatte große Zweifel, dass sich das jemals wieder ändern würde. Auf schmerzliche Weise hatte er erfahren müssen, dass es zwei große Fehler gab, die das Leben auf nicht wiedergutzumachende Weise prägten: die falsche Frau zu heiraten und – Gott bewahre alle unseligen Mitmenschen davor! – eine Innenarchitektin zu beauftragen.

Im Durchgang zum Wohnzimmer blieb er stehen, weil er wusste, dass er diesen blödsinnigen Orientteppich auf keinen Fall betreten durfte, ohne vorher die Schuhe auszuziehen. Warum zum Teufel legte man noch einen Extra-Teppich aus, wenn das Zimmer ohnehin schon Teppichboden hatte? Das barg absolut keinen Sinn, dafür aber einige höchst reale Gefahren. Auf Socken blieb Magozzi ständig in den blödsinnigen Fransen hängen, und der cremeweiße Rand offenbarte jeden einzelnen Fehltritt, den er sich doch einmal mit Schuhen geleistet hatte.

Also: Schuhe ausziehen oder anbehalten? Das war die Frage. Schon seltsam, dass er in der Lage war, angesichts einer aufgeschwemmten Wasserleiche unten am Fluss rasche und sogar ganz vernünftige Entscheidungen zu treffen, aber wie gelähmt vor seinem eigenen Wohnzimmerteppich stand.

Sein alter, zerschlissener Lesesessel war verschwunden. Der große Fernseher versteckte sich jetzt hinter den schweren Türen eines Möbels, dessen Namen Magozzi kaum aussprechen konnte, und überall lagen Kissen in seltsamen Farben und noch seltsameren Formen herum.

Als die Innenarchitektin ihre Arbeit vor zwei Monaten beendet hatte, besaß jedes dieser Kissen noch einen angestammten Platz. Es ging dabei um Farbkontraste und verschiedene Stoffe und die innere Geschlossenheit der Raumgestaltung – oder ähnlichen derartigen Blödsinn. Die Kissen nervten Magozzi immer noch ganz gewaltig. Wenn er sich aufs Sofa legen wollte, das für seine Einsfünfundachtzig einen halben Meter zu kurz war, brauchte er gleich mehrere davon als Kopfstütze, und von dem neuen Ledersessel mit Massagefunktion, auf dessen Anschaffung er bestanden hatte, obwohl die Innenarchitektin dreinschaute, als hätte sie in eine Zitrone gebissen, rutschten sie immer wieder herunter. Eines Tages, wenn er sich nach dem Polizeidienst zur Ruhe gesetzt hatte, würde er diese Frau aufsuchen und ihr die Kissen um die Ohren schlagen, dass ihr Hören und Sehen verging.

Das Telefon klingelte, als er gerade das zweite Fertiggericht des Abends in die Mikrowelle schob. Er sah sich die Packungen nie genau an, weder wenn er sie kaufte noch bevor er sie warm machte, aber dieses hier roch doch reichlich eigenartig. «Magozzi …»

Grace hielt sich am Telefon nie mit langen Begrüßungen auf, erst recht nicht, wenn sie müde oder gestresst war, und so, wie sie klang, traf heute beides zu. «Die Leute in Wisconsin haben die junge Frau gerettet, der Täter ist entkommen. Keine Ahnung, wo du den Tipp mit dem Diner herhattest, aber du kannst deinem Informanten ausrichten, er hat ein Leben gerettet. Anscheinend hat der Kerl das Martinshorn gehört und ist abgehauen, bevor er ihr ernsthaften Schaden zufügen konnte. Er ist gerade vom Parkplatz gefahren, als der zuständige Deputy ankam.»

«Wie geht es ihr denn?»

«Sie ist ziemlich mitgenommen und steht unter Schock, aber sie redet.



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