Sie waren zehn by Heinz G. Konsalik

Sie waren zehn by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00


Pawel Fedorowitsch Sassonow hatte die Chaussee erreicht, die von Rjasan über Kolomna nach Moskau führte. Eine belebte Straße, über die Tag und Nacht Lastwagenkolonnen und Militärnachschub in die Hauptstadt rollten. Ein einzelner Mann fiel hier nicht mehr auf, auch nicht ein Genosse, der am Straßenrand stand, winkte und freundlich fragte, ob man ihn nicht mitnehmen wolle.

Die Fallschirmlandung bei Jegorjewsk war so leicht gewesen, daß Sassonow sich fragte, warum die deutsche Abwehr nicht mehr Sabotagetrupps im Hinterland absetzte und die Russen empfindlich störte. Eine Kompanie Spezialisten, sinnreich verteilt, einzeln operierend, weil ein einzelner am wenigsten auffällt, könnte ganze Nachschubgebiete blockieren und lahmlegen. Es waren Gedanken, die Sassonow mit sich herumtrug, während er seinen Fallschirm in der Uferböschung eines Baches eingrub, sich dann in dem träge fließenden Wasser wusch und nach rückwärts noch einmal kontrollierte, ob er keine Spuren hinterlassen hatte.

Nach einer Zigarettenpause, die er sich gönnte, um die in ihm aufgestaute Erregung abzubauen – es soll keiner kommen und mir erzählen, daß einem die Nerven bei solch einem Unternehmen nicht zittern, dachte er –, machte er sich auf den Weg zur großen Chaussee. Milda Ifanownas Geländebeschreibung spulte sich in seinem Kopf ab: links lag der Ort Jegorjewsk, rechts das Dorf Jijinsk Pogost, zwischen beiden Ortschaften mußte man durch einen Wald wandern, die Bahnlinie Rjasan - Moskau überqueren, um südlich von Windgradowo die Moskwa zu erreichen. Dann ging es wieder durch einen Mischwald und einige Felder, bis man bei dem winzigen Dorf Starnikowo, das aus neun Häusern bestand, die breite Straße erreichte, das erste Ziel auf dem Wege nach Moskau.

Sassonow kam gut voran. Auf seiner Wanderung traf er keinen Menschen, umging die einsamen Gehöfte wie Kladkowo, überkletterte bei Knobejewo die Gleise der Eisenbahn und stieg in das gefahrlose Sumpfgebiet nördlich von Marishkino ein, wo die Moskwa aus den Fugen geriet, tote Arme bildete, Sandbänke, Inselchen und eine Art Mini-Dschungel mit Riedgras, Schilf und verfilzten Weidenbüschen. Hier änderte Sassonow seinen Plan und zog nicht weiter nach Norden zu der Fähre von Windgradowo, sondern ließ sich von einem alten Fischer, der in dem Moskwaschilf eine Reihe von Schnurangeln ausgelegt hatte, mit einem uralten blaugestrichenen Kahn übersetzen nach Marchugi. Er gab dem Alten, der nicht fragte, zwanzig Kopeken Lohn für seine Mühe, teilte mit ihm einen Kanten Brot und ein Stück Hartkäse, ruhte sich etwas aus und wanderte dann weiter nach Starnikowo.

Jetzt stand er an der breiten Straße, beobachtete den regen Lastwagenverkehr, zählte die Munitionslaster und stellte fest, daß innerhalb zwanzig Minuten zwei Batterien schwerer Artillerie und ein Bataillon aus dem asiatischen Rußland an ihm vorbeigezogen waren. Dazwischen rauschten die schweren Transporter mit Material, meistens Wagen amerikanischer Bauart. Die Hilfe über den Ozean klappte reibungslos, selbst hier vor Moskau sah man es deutlich.

Und wir wollen siegen, dachte Sassonow. Mit unseren ausgebluteten Divisionen, mit unseren Panzern ohne Sprit, mit unserer Rüstung, die jede Nacht ein Stückchen mehr zerbombt wird, mit unserer Luftwaffe, die nur noch aus dem dicken Meier, früher Göring, zu bestehen scheint, mit einem Feldherrn Adolf Hitler, der nicht glauben kann, daß der deutsche



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