Shardik by Richard Adams

Shardik by Richard Adams

Autor:Richard Adams
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-03-29T22:00:00+00:00


33. Das Dorf

Den ganzen Tag, während die Sonne in seinem Rücken über den Himmel wanderte, folgte Kelderek dem mühsam dahintrottenden Shardik. Das Marschtempo des Bären änderte sich kaum. Manchmal verfiel er in einen schwerfälligen Trab, aber bald stockte er und warf wiederholt den Kopf hoch, wie um sich von einem quälenden Schmerz zu befreien. Obwohl die Wunde zwischen seinen Schultern nicht mehr blutete, war es aus seinem unruhigen, stolpernden Gang und erkennbaren Unbehagen ersichtlich, daß sie ihn quälte. Oft erhob er sich auf die Hinterbeine und blickte auf die Ebene hinaus; und Kelderek, dem in dem freien Gelände ohne Deckung unheimlich zumute war, blieb entweder still stehen oder sank schnell auf die Knie und duckte sich. Es war aber wenigstens leicht, Shardik aus der Entfernung im Auge zu behalten; und Kelderek wanderte viele Stunden lautlos über Gras und Buschwerk, wobei er sich in Bogenschußweite und bereithielt zu laufen, falls der Bär kehrtmachen und auf ihn losgehen sollte. Shardik schien jedoch nicht zu merken, daß er verfolgt wurde. Einmal kam er zu einem Teich und hielt an, um zu trinken und sich im Wasser zu wälzen; und einmal legte er sich für eine Weile in einen Hain aus Myrthenbüschen, die als Landmarke rund um einen der einsamen Brunnen gepflanzt worden waren, welche vor undenklichen Zeiten von wandernden Hirten benutzt wurden. Doch beide Aufenthalte endeten, als er plötzlich hochschreckte und, als wolle er keine Zeit mehr verlieren, sich neuerdings auf den Weg quer durch die Ebene machte.

Ein paarmal kamen sie in Sichtweite von grasendem Vieh. Obwohl sie weit genug entfernt waren, konnte Kelderek erkennen, wie alle Tiere kehrtmachten, die Köpfe hoben und unruhig und mißtrauisch auf das herankommende unbekannte Geschöpf blickten. Er hoffte auf die Möglichkeit, einen der Hirten anzurufen und ihm eine Botschaft mitzugeben, aber Shardik ging jedesmal in großer Entfernung an den Herden vorbei, und Kelderek beschloß, eine bessere Gelegenheit abzuwarten.

Am Spätnachmittag erkannte er am Sonnenstand, daß Shardik nicht mehr nach Nordwest, sondern nach Norden wanderte. Sie waren weit in die Ebene hinaus gegangen – wie weit, wußte er nicht –, vielleicht fünfzehn Kilometer östlich von der Straße, die von Bekla zu den Gelter Vorbergen führte. Der Bär ließ durch kein Zeichen erkennen, daß er anhalten oder umkehren wolle. Kelderek hatte gemeint, er werde wandern, bis er Nahrung fände, und dann schlafen; einen so andauernden Marsch ohne Freß- oder Ruhepause hatte er bei einem vor kurzem verwundeten und vorher so lange eingeschlossen gewesenen Geschöpf nicht erwartet. Nun wurde ihm klar, daß Shardik von der überwältigenden Entschlossenheit getrieben wurde, aus Bekla zu entkommen – sich durch nichts aufhalten zu lassen, bis er es weit genug hinter sich gelassen hatte, und auf seinem Weg allen menschlichen Behausungen auszuweichen. Sein Instinkt hatte ihn zu den Bergen gelenkt, die er, wenn das seine Absicht war, in zwei oder drei Tagen wohl erreichen mochte. Einmal in dem Gelände angelangt, würde es schwierig sein, ihn wieder einzufangen – das letztemal hatte es Menschenleben und das Niederbrennen eines teilweise bewohnten Landstrichs erfordert. Wenn aber nur rechtzeitig genügend



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