Seit du tot bist: Thriller (German Edition) by McKenzie Sophie

Seit du tot bist: Thriller (German Edition) by McKenzie Sophie

Autor:McKenzie, Sophie [McKenzie, Sophie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-05-12T22:00:00+00:00


Kapitel 13

Der Film endet. Ich ahne dunkel, dass Lorcans Hand auf meiner Schulter liegt, aber es ist so, als könne er mich nicht wirklich erreichen. Als sei ich in meinem Kopf eingeschlossen, in dem die Welt in sich zusammenfällt.

»Spiel es noch einmal ab.«

Lorcan greift an mir vorbei und drückt auf eine Taste. Der Film wird aufs Neue lebendig.

Körnig und schwarz-weiß erinnert er an die Bänder der Überwachungskameras in Crimewatch. Zuerst ist lediglich ein leerer Flur zu sehen mit einer Feuertür am Ende. Dann kommt ein Mann in Sicht. Art. Er dreht sich um, das Gesicht der Kamera zugewandt, den Blick auf jemanden gerichtet, der sich ihm nähert. Kurz danach taucht sie auf: eine schwarze Frau in Krankenschwesterntracht. Sobald ich sie sehe, erinnere ich mich an sie. Nicht nur wegen des Fotos, das Lucy mir gezeigt hat, sondern auch noch von damals. Es ist Mary Duncan, die Krankenschwester, die bei meinem Kaiserschnitt dabei war. Sie hält etwas in eine Decke Eingewickeltes. Ihre Lippen bewegen sich. Sie redet. Art hört ihr zu, nickt.

Art geht einen Schritt auf die Feuertür zu. Dort hängt ein Schild mit dem Tiefgaragensymbol, dem Fair-Angel-Logo und der Aufschrift »Parken nur eingeschränkt erlaubt«. Mary folgt Art bis zur Feuertür. Jetzt redet Art. Dann schaut er hinab auf das, was Mary in den Armen hält. Und in diesem Moment, noch bevor ich sie sehe, weiß ich, dass sie das ist: Beth.

Als Mary sich umdreht und Art das Bündel reicht, fühle ich mich mit aller Macht zum Bildschirm hingezogen. Ich bin machtlos, sehe zu, folge der Bewegung, weiß, was nun kommen wird.

Fest in eine Decke eingewickelt – nur das winzige perfekte Gesicht schaut heraus – ist dort mein Baby.

Art nimmt es entgegen. Sein Blick ist nicht auf das Gesicht gerichtet, doch ich sehe es gebannt an … sauge es in mich auf – ein winziges, verknittertes Oval mit großen Augen und einer unverkennbaren Ähnlichkeit mit Art. Beth blinzelt und ihr Mund öffnet sich, als würde sie gleich weinen, als Mary die Feuertür öffnet, die hinausführt in die Dunkelheit der Fair-Angel-Tiefgarage.

Art nickt kurz, wendet sich dann ab, unser Baby in den Armen. Er schlüpft durch die Feuertür und wird von der Dunkelheit verschluckt. Mary schließt sorgfältig die Tür hinter ihm und geht dann den Gang zurück, bis sie nicht mehr zu sehen ist.

Der Film ist zu Ende.

Ich starre auf den Bildschirm. Einen Moment lang habe ich das irreale Gefühl, dass Beth darin gefangen ist, und ich muss dem Drang widerstehen, nach dem Laptop zu greifen und ihn in meinen Armen zu halten.

»Alles okay mit dir?«

Ich habe völlig vergessen, dass Lorcan neben mir steht.

Ich schüttle den Kopf, unfähig, etwas zu sagen. Meine Beine zittern. Ich lasse mich auf den Stuhl beim Tisch gleiten und schlinge die Arme um meinen Oberkörper.

»Gen?« Lorcan legt mir die Hand auf die Schultern. Ich senke den Kopf.

»Gen. Bitte sag was.« Lorcan klingt wirklich verängstigt.

Ich kneife fest die Augen zu, fühle mich, als befände ich mich im freien Fall.

»Er hat es getan.« Meine Stimme klingt fremd – heiser und gezwungen, als sei sie nicht wirklich ein Teil von mir.



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