Seelenlos by Koontz D

Seelenlos by Koontz D

Autor:Koontz, D [Koontz, D]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2011-11-22T23:00:00+00:00


30

Während ich aus Zimmer 1242 trat und hinter mir die Tür zuzog, spähte ich nach links und rechts den Flur entlang. Er war noch immer verlassen. Totenstill.

Datura.

Das klang wie ein Name, der bewusst gewählt geworden war. Wahrscheinlich hatte meine Widersacherin früher einen stinknormalen Namen wie Mary oder Heather gehabt und sich dann in Datura umgetauft. Ob dieses exotische Wort eine bestimmte Bedeutung hatte, mit der sie sich schmücken wollte, wusste ich nicht.

Ich stellte mir meinen Geist als einen dunklen, von Mondlicht beschienenen Teich vor, auf den dieser Name wie ein Blatt herabfiel. Er ließ sich darauf nieder und schwamm einen kleinen Augenblick an der Oberfläche, dann sog er sich voll und versank. Die Strömung im Teich ließ ihn kreisend immer tiefer sinken.

Datura.

Schon nach wenigen Sekunden fühlte ich mich nach Norden gezogen, zu einem Ort jenseits des Fahrstuhlschachts, durch den ich hochgeklettert war. Falls Datura sich tatsächlich auf diesem Stockwerk befand, dann ein ganzes Stück weit von Dannys Gefängnis entfernt.

Vielleicht hielt sie Abstand, weil auch sie Dannys Potenzial zur Selbstzerstörung wahrgenommen hatte. Wenn er sich entschied, die Bombe absichtlich explodieren zu lassen, dann war es klüger, nicht in seiner Nähe zu sein.

Ich hätte mich zwar sofort zu Datura hinziehen lassen können, aber irgendwie spürte ich keine besondere Eile. Offenbar hatte sie das Talent der Medusa, Männer in Stein zu verwandeln, wenn auch mit ihrer Stimme statt mit ihrem Blick, und ich war momentan ganz damit zufrieden, ein Mann aus müdem, schmerzendem und fehlbarem Fleisch zu sein.

Im Idealfall fand ich eine Möglichkeit, Datura und ihre beiden Komplizen schachmatt zu setzen und dabei die Fernbedienung, mit der man die Bombe zünden konnte, in die Finger zu bekommen. Sobald die drei keine Bedrohung mehr darstellten, konnte ich mich bei Chief Porter melden.

Meine Chancen, drei gefährliche Gegner zu überwältigen, standen nicht viel besser als die der toten Spieler im ausgebrannten Kasino, mit einem Wurf vom Feuer vergilbter Würfel ihr Leben zurückzugewinnen. Das galt erst recht, wenn alle drei bewaffnet waren.

Wenn ich nicht meine feste Vorahnung ignorierte, dass ein Anruf bei der Polizei für Danny den sicheren Tod bedeutete, dann hatte ich nur zwei Alternativen: die Kidnapper außer Gefecht zu setzen oder die Bombe zu entschärfen. Darauf, an deren kompliziertem Zündmechanismus herumzufummeln, hatte ich noch weniger Lust als auf eine Schmuserei mit einer Klapperschlange.

Dennoch musste ich mich darauf vorbereiten, dass die Ereignisse mich womöglich genau dazu zwangen. Und das war erst der Anfang, denn nachdem ich Danny befreit hatte, mussten wir es auch noch aus dem Hotel schaffen.

Besonders flink war Danny ohnehin nicht, und nach dem langen Marsch durch die Tunnels würde er wohl erst recht nicht in der Lage sein, sich schnell vorwärtszubewegen. Selbst an einem guten Tag, an dem er Hochform erreichte, war mein Freund nicht leichtfüßig genug, um es zu wagen, eine Treppe hinunterzurennen.

Um ins Erdgeschoss des Hotels zu gelangen, musste er eine schier unendliche Treppenflucht überwinden. Anschließend erwartete ihn ein Weg durch unübersichtliche, mit Schutt übersäte Flure – und das alles, während uns drei mordlüsterne Irre verfolgten.

Es fehlten nur noch ein paar



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