Seelenfischer 2: Das Hexenkreuz by Hanni Münzer

Seelenfischer 2: Das Hexenkreuz by Hanni Münzer

Autor:Hanni Münzer [Münzer, Hanni]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Amazon: B00C2HNVI2
Herausgeber: CreateSpace Independent Publishing Platform
veröffentlicht: 2013-03-26T23:00:00+00:00


Am späten Nachmittag des nächsten Tages trafen Emilia und ihr Gemahl erneut in Versailles ein. Emilia hatte eine lange Nacht hinter sich. Diesmal hatte der Herzog sie alleine aufgesucht und in seiner Leidenschaft hatte er keine Müdigkeit gekannt. Emilia schmerzten einige delikate Stellen. Dafür hatte sie den Herzog dazu überreden können, die Strecke wie er auf dem Pferd zurücklegen zu dürfen. Was sie nun beinahe bereute, da eben jene delikaten Stellen durch den Ritt kaum zur Ruhe kamen. Offenbar erforderte die Liebe, ebenso wie das Reiten oder Fechten, eine gewisse Übung, um ihren Körper in dieser neuen Disziplin hinreichend zu stählen. Die Kutsche mit Odette und Carlos persönlichem Kammerdiener Fragoletto - was wortwörtlich Erdbeerchen bedeutete, obwohl seine bullige Gestalt eher einem deformierten Kürbis glich -, hatten sie zusammen mit ihrem beträchtlichen Gepäck vorausgeschickt. So fanden sie alles für ihren Einzug bereit, als sie in Carlos angestammtem Appartement in Versailles eintrafen.

Für Emilias zweiten Auftritt bei Hofe hatte ihr Gemahl für sie eine Robe aus himmelblauen Seidentaft gewählt, deren Rock über und über mit Diamanten bestickt war. Bei jedem ihrer Schritte sandten sie Lichtblitze aus, als hätte das Kleid das Sternenlicht selbst eingefangen. Dazu hatte er das angekündigte Geschmeide in Form eines Colliers mit in Diamanten gefassten Saphiren beigesteuert. Mit sichtlichem Besitzerstolz hatte er es ihr eigenhändig um den Hals gelegt. Armbänder, Ohrringe und ein Diadem vervollständigten das kostbare Geschmeide. „Der Schmuck einer Königin“, sagte Carlo, als er zurücktrat und ihre Erscheinung mit Kennerblick begutachtete. „Dieser Farbton ist wie für dich geschaffen. Du siehst aus wie die Zauberfee aus dem Märchen, meine Liebe. Die anderen Damen werden in deiner Gegenwart verblassen und der König wird nur Augen für dich haben.“

Am Arm des Herzogs betrat Emilia den großen Salon. Der König hatte das Ballett selbst geschwänzt und im kleinen Kreis diniert. Er wurde in frühestens einer Stunde erwartet.

Schließlich war es soweit. Der Lakai an der Flügeltür verkündete laut: „Sa Majesté, le Roi Louis.“

Der König betrat den Saal. Gemessen nach beiden Seiten nickend, bewegte er sich durch die Menge und nahm die Huldigungen seiner Untertanen entgegen. Emilia sah unwillkürlich zu ihrem Gemahl. Mit einem geradezu hungrigen Ausdruck verfolgte er den Auftritt des Königs. Wie der gesamte Hof schien er in eine Art Bann gefallen zu sein, der alle erfasst hatte, sobald Ludwig XV. an der Schwelle zum Saal erschienen war. Ein jeder hatte eine unmerkliche Bewegung zum König hin gemacht, sich gestrafft, den Rücken durchgedrückt, das Kinn erhoben, um dann umso tiefer in seiner Verbeugung oder Referenz zu versinken, sobald der König ihn auf seiner Bahn passierte. Der König war ihr Pol und jeder einzelne schlug wie ein Magnet in seine Richtung aus. Der König herrscht allein! Überall im Schloss Versailles fand sich dieser Spruch auf Wandteppichen verewigt. War es das, wonach sich ihr Gemahl so sehr sehnte? Der Mittelpunkt einer oberflächlichen Welt zu sein, die allein ihn zum Fixstern auserkoren hatte? Kriechende Höflinge, deren einziger Gedanke am Morgen beim Erwachen war, wie er heute die Aufmerksamkeit des Königs auf sich lenken konnte, einen



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