Schwert und Feuer by Robert Lyndon

Schwert und Feuer by Robert Lyndon

Autor:Robert Lyndon [Lyndon, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historischer Roman
ISBN: 9783644218611
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2014-11-12T23:00:00+00:00


Für ein paar Stoffe und einen Beutel Fayence-Perlen erwarb die Expedition ein halbes Dutzend Schafe, die sie über dem Feuer brieten. Nach dem Essen saßen die Soldaten ruhig unter den Sternen, bis ein Orchester aus drei Männern ein spontanes Konzert auf der Hirtenflöte, der Flöte und der Zither zum Besten gab. Wayland schnippte zufrieden und satt mit den Fingern im Takt. Er war schläfrig.

Die Musik erstarb, und die Zuhörer wurden unruhig. Wayland schlug die Augen auf. Suleika stand vor dem Ensemble. Seit sie an Land waren, war er ihr aus dem Weg gegangen, doch er hatte sie nicht aus seinen Gedanken vertreiben können. Sie nahm dem Flötisten das Instrument ab und spielte eine Melodie. Wayland kam es vor, als kenne er sie schon sein ganzes Leben. Suleika reichte die Flöte zurück, dann breitete sie die Arme weit aus und tippte mit einem Fuß auf, während die Musiker einfielen. Sie sah zu Boden und nickte mit dem Kopf, bis sie ihr Tempo gefunden hatten, dann warf sie den Kopf zurück, schnippte die Finger und verlor sich in einem rauschhaften Tanz.

Wayland stand auf, und jeder andere Mann ebenfalls. Es war, als steige die Musik aus Suleikas Körper in die Höhe. Erst schienen ihre Füße zu schweben, dann wackelten ihre Hüften, und schließlich erreichte die Strömung ihre Arme. Sie bewegten sich anmutig, suggerierten alle möglichen Bilder, von heiligen bis weltlichen. Sie ließ ihre Arme fallen und schwankte wie ein Flamme, ihre Schultern vollführten einen eigenen Tanz. Ein spitzer Schrei trieb die Musik an, und Suleikas Bewegungen wurden ekstatischer.

Sie trug nur ein Paar dünne Pluderhosen und ein Oberteil, das unter ihren Brüsten abgeschnitten war, sodass ihre Mitte nackt war. Sie begann mit ihrem Bauch zu kreisen und zuckte gleichzeitig mit den Hüften. Beide Bewegungen wirkten so erotisch, dass nichts der Phantasie überlassen blieb.

Fremdländer und Wikinger näherten sich ihr wie die Motten dem Licht.

«Nur eine Nacht mit ihr», sagte ein Soldat. «Die würde einem die Seele aus dem Leib saugen.»

Wayland warf dem Sprecher einen wütenden Blick zu. Suleikas Darbietung erstaunte ihn mehr, als sie ihn erregte. Wie konnte sie Teile ihres Körpers so unabhängig voneinander bewegen?

Die Zuschauer klatschten im Takt, und über hundert Krieger trieben Suleika zum Höhepunkt an.

«Sie sieht mich direkt an», sagte ein Mann zu Waylands Rechten.

«Nein, tut sie nicht. Sie sieht den Engländer an.»

Waylands Haut erstarrte. Die Augen des Zigeunermädchens sahen wirklich in seine Richtung.

«Hör sofort mit diesem obszönen Schauspiel auf!»

Vallon schritt kochend vor Wut in den Kreis. Die Musik erstarb, und ein Seufzer stieg aus dem Publikum auf. Suleika entspannte ihren Körper, atmete heftig und ging dann auf schnellen Füßen davon. Der Hund, der ihre Tugend beschützen sollte, lief mit wedelndem Schwanz neben ihr her.

«Geht zu Bett», befahl Vallon. Sein Blick flog herum und blieb auf Wayland ruhen. Es gab keinen Zweifel, wen er für diesen Angriff auf die Disziplin verantwortlich machte, diese empörende Unterminierung der Moral.



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