Schwarze Herde by Newton Thornburg

Schwarze Herde by Newton Thornburg

Autor:Newton Thornburg
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Polar
veröffentlicht: 2016-07-15T00:00:00+00:00


6

Gegen zehn am nächsten Morgen hatte Blanchard auf dem kleinen Ford-Traktor damit begonnen, das gemähte Schwingelgras in Schwaden zusammenzuschieben. Ihm folgte Clarence auf der Ballenpresse, und diesem die Crew zum Heuladen: zwei Teenager, die die Ballen zu einem dritten Jungen hinaufwarfen, der sie auf einen riesigen Tieflader packte, der von dem alten Russell in seiner klimatisierten Traktorkabine, von denen es im County nur wenige gab, gefahren wurde. Während Blanchard an der Crew, hin und her vorbeifuhr, hatte er ein wenig Mitleid mit den Jugendlichen, denn er wusste, was für eine harte und schmutzige Arbeit Heuladen bei über dreißig Grad war. Doch er wusste auch, dass sie sich in ihrem Alter einfach darüber freuten, einen Job zu haben, weshalb er mit dem Gefühl leben konnte. Es beeinträchtigte in keiner Weise die Freude, die ihm das Heurechen machte, was wahrscheinlich seine liebste Aufgabe von allen war, die er im Verlauf eines Jahres auf der Ranch zu erledigen hatte. Während das Pressen der Ballen langsam, laut und ermüdend war, und die alte Maschine so oft den Geist aufgab, dass Clarences Fähigkeiten als Mechaniker gefragt waren, war das Rechen schnell und einfach und ähnelte irgendwie dem Segeln, wenn man, wie eine Heckwelle, eine gerade, endlose Heuschwade hinter sich herzog.

Außerdem war es eine Aufgabe, bei der man kaum nachdenken musste und seine Gedanken schweifen lassen konnte. Doch an diesem Tag schienen alle nur in eine Sackgasse zu führen, zu einem Problem, für das es keine Lösung gab, also konzentrierte er sich auf das Heu und die Schwade, die er so gerade wie möglich zu ziehen versuchte. Nur wenn er eine ganzen Runde gefahren war und an Tommy vorbeikam, der im Schatten des Pick-ups saß, ließ er sich ablenken, indem er ihm lächelnd zuwinkte oder eine Grimasse zog, und würdigte damit die Freude, die sein Bruder jedes Mal zeigte, wenn er vorbeikam. Und während der restlichen Geraden, bevor er wieder wenden musste, dachte er über Tommy nach und darüber, was für diesen der Verlust der Ranch bedeuten würde.

Dreißig Jahre hatte sein Bruder bei ihrer Mutter und der guten Emma gelebt, die ihm wahrscheinlich so viel Liebe und Fürsorge wie irgend möglich hatte zukommen lassen. Trotzdem war sein Leben mit Spielsachen und Fernsehen und den Stunden im Park, wenn die normalen Kinder in der Schule waren, stark eingeschränkt gewesen, mit dem Ergebnis, dass er, nachdem ihre Mutter gestorben war und Blanchard und Susan ihn nach Saint Louis geholt hatten – nachdem Emma verkündet hatte, dass sie bald selbst Unterstützung bräuchte und demnächst in ein katholisches Pflegeheim gehen würde –, Tommy nicht nur zurückgeblieben, sondern regelrecht verkümmert zu sein schien, gleichermaßen vom Leben wie von dem Geburtsfehler. Somit war sein kleiner Bruder bei ihrer Entscheidung, Saint Louis endlich zu verlassen und die Ranch zu kaufen, ein nicht unerheblicher Faktor gewesen, weil sie geglaubt hatten, dass sie ihm mehr Freiheit als jede andere Umgebung bot.

Und von Beginn an hatte er sie in ihrer Annahme bestätigt. Der plötzlich unbegrenzte Raum, die Tiere, die Maschinen und die Aktivitäten – und natürlich,



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