Schwartz, Gesa - Die Chroniken der Schattenwelt 02 by Angelos

Schwartz, Gesa - Die Chroniken der Schattenwelt 02 by Angelos

Autor:Angelos
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


21

Der Stein war rau und kalt unter Nandos Händen. Kurz fragte er sich, wo er war, doch dann kehrte die Erinnerung mit einer Wucht zurück, die ihn auf die Beine trieb. Taumelnd rappelte er sich hoch und stieß sich den Kopf an der niedrigen Decke des Ganges, in dem er gelegen hatte.

»Keine Sorge«, murmelte Avartos. Er hockte neben einem schwachen Feuer am Boden und bewegte die Finger über Noemis Stirn, die ein blutiger Kratzer zierte. Offensichtlich hatte der Kältezauber ihr so stark zugesetzt, dass sie sich bei dem Sturz den Kopf angeschlagen hatte. »Wir sind alle noch am Leben.«

Carmenya lehnte etwas abseits an der Wand und warf ihm einen düsteren Blick zu. »Ihr wolltet zu ihm, oder etwa nicht? Ich habe euch gewarnt, aber ihr wolltet nicht hören. Dabei sind wir noch glimpflich davongekommen, wir hätten auch …«

»Ich will es gar nicht so genau wissen«, grummelte Kaya, die aufgeplustert neben dem Feuer hockte. »Als wenn das nicht schon schlimm genug gewesen wäre. Irgendwo in die Dunkelheit hat er uns geschleudert. Die Hölle weiß, wo wir gerade sind.«

Carmenya verschränkte die Arme vor der Brust. »Das will ich nicht hoffen. Aber ich weiß es, und …«

»Wunderbar«, unterbrach Avartos sie. »So, wie Ihr von den Fallen gewusst habt und von glühenden Findlingen. Nur von Eurem jähzornigen Vater hattet Ihr keine Ahnung! Einige von uns sind verwundet worden, das Ganze hätte übel ausgehen können!«

Er wollte noch mehr sagen, aber da legte Noemi die Hand auf seinen Arm. Ihre Wunde heilte rasch unter seinem Zauber. »Es geht schon besser«, sagte sie. »Manchmal ist es gut, jemanden in der Nähe zu haben, der sich aufs Heilen von Engelszaubern versteht. Diese Kälte war schwer zu ertragen.« Sie zog die Hand zurück, aber ein leises Lächeln glitt über ihr Gesicht und vertrieb die Härte aus Avartos’ Zügen. Erst als Kaya laut nieste, wandte der Engel sich ab.

»Und wo genau sind wir jetzt?«, fragte er ruhiger. Er sah sich in dem niedrigen Gang um, der aus feuchtem, glänzendem Stein bestand, und half Noemi auf die Beine.

»Immer noch in den Katakomben«, erwiderte Carmenya und befahl das Feuer in ihre Faust. »Mehr braucht ihr nicht zu wissen. Aber hier wimmelt es nur so von … nun, wir sollten nicht länger als unbedingt nötig hierbleiben.«

Mit diesen Worten ging sie den Gang hinauf. Nando eilte ihr nach. »Warum hat Hadros das getan?«, fragte er. »Warum hat er uns nicht einmal angehört?«

Er bemerkte erst jetzt, dass Carmenyas Gesicht auffallend bleich war. Trauer stand in ihren Augen. »Er hat euch erkannt«, erwiderte sie. »Und es ist, wie ich es euch sagte: Er hat sich noch nie viel um andere geschert. Ich weiß nicht, warum er sich damals in die Schatten zurückzog, aber eines ist sicher: Er hat es nicht grundlos getan, und seither erreicht ihn die Welt nicht mehr.«

Nachdenklich schaute Nando ins Feuer. Die Worte Kolkrinors gingen ihm durch den Kopf. Hadros stellte sich Askramar entgegen, hatte der Weiße Krieger gesagt. Er bezwang ihn und bewahrte uns vor der Finsternis, und doch … In dem Moment, da sich die Tore des Turms hinter ihm schlossen, haben wir ihn verloren.



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