Schnee wie Asche by Raasch Sara

Schnee wie Asche by Raasch Sara

Autor:Raasch, Sara [Raasch, Sara]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2017-01-08T16:00:00+00:00


Kapitel 16

Als ich aus der Bibliothek und in den Gang hinausstürme, löst sich Theron von der Wand neben der Tür und läuft neben mir her.

»Ihr habt mir nicht gesagt, dass sie bereits unsere Hochzeit planen«, blaffe ich ihn an, als ich auf den Ballsaal zusteuere, um von dort aus in Noams Arbeitszimmer zu gelangen. »Aber ich hätte mir wohl darüber klar sein müssen, dass wir nicht viel Zeit haben würden, uns kennenzulernen.«

Theron hält weiter Schritt mit mir. Er schaut kurz über die Schulter und ich folge seinem Blick. Ich sehe die sieben Winterianer Flüchtlinge, angeführt von Sir, hinter uns herlaufen. Als ich Sir ansehe, verdüstert sich seine Miene.

»Meira, bleib stehen!«, ruft Sir. Mather fasst nach seinem Arm und sagt etwas, was die Prozession davon abhält, mir noch weiter zu folgen. Eine Woge der Dankbarkeit durchflutet mich, bevor ich um eine Ecke biege und sie außer Sicht sind.

»Tut mir leid«, sagt Theron, als wir den Gang hinuntereilen. »Ich wollte erst mit Euch reden, wenn ich meinen Vater davon überzeugt hätte, die Hochzeit zu verschieben.« Er schießt nach mir um eine weitere Ecke und stößt fast mit einem Diener zusammen, der ein Tablett mit Vasen vor sich herträgt. Der Diener schreit auf, beide weichen in entgegengesetzte Richtungen aus und wie durch ein Wunder fällt nichts herunter. Theron eilt weiter neben mir her.

»Warum glaubt er, er kann uns wie Marionetten behandeln und herumtanzen lassen?«, knurre ich.

Theron schweigt.

Als wir zum Ballsaal gelangen, stürme ich die Treppe hinunter. Auf halbem Weg durchschaut Theron, wo ich hinwill, und versucht, mir den Weg zu versperren, indem er rückwärtsgeht, weil ich nicht stehen bleibe.

»Meira, das bringt doch nichts …«

»Ist mir egal.«

»Seit er die Verlobung verkündet hat, habe ich jeden Tag auf ihn eingeredet. Wenn ich schon nicht seine Meinung ändern kann …«

Ich beiße die Zähne zusammen. »Das. Ist. Mir. Egal.«

Theron bleibt stehen und ich dränge mich an ihm vorbei. Meine Gedanken sind wie ausgelöscht, ich bin wie versteinert, als ich vor Noams Arbeitszimmer stehe. Als ich mit der Faust gegen die Tür hämmere, weiß ich nur eins: dass ich all das so unendlich leid bin. Ich habe genug von Noam und Herod und Sir und Angra und all diesen arroganten Puppenspielern, die alle Fäden ziehen und nicht bereit sind, sie aus der Hand zu geben. Das Leben könnte so einfach sein, wenn sie nur loslassen würden, wenn sie mich einfach in Ruhe ließen, denn ich habe das alles so satt …

Ich hämmere erneut mit der Faust gegen die Tür. »Noam«, rufe ich.

Keine Reaktion.

Ich drehe den Türknauf. Unverschlossen. Törichter König.

»Meira, warte …«

Sir hat mich schließlich eingeholt, ebenso die anderen hinter ihm. Sie starren mich an, als sei ich ein Tier, das aus Bithais Menagerie geflohen wäre. Sir macht einen Schritt nach vorn und ich knurre wütend. Vielleicht bin ich ein entflohenes Tier und vielleicht sollten sie mich mit diesem kleinen Funken von Angst ansehen. Denn ich bin das ungezähmte, unberechenbare, nutzlose Waisenmädchen. Dabei will ich sie überhaupt nicht hassen, ihnen keine Vorwürfe machen, aber ich kann nicht anders, und



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