Schluss mit der Angst – Deutschland schafft sich nicht ab! by Notker Wolf

Schluss mit der Angst – Deutschland schafft sich nicht ab! by Notker Wolf

Autor:Notker Wolf [Wolf, Notker]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-451-81084-8
Herausgeber: Verlag Herder GmbH
veröffentlicht: 2017-02-28T16:00:00+00:00


Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Wahrscheinlich hat jeder von uns diese Losung schon einmal gehört, zumindest als Kind – wenn er nicht ganz und gar antiautoritär und 68er-gemäß aufgewachsen ist. Und vielen gilt diese Wendung als Motto oder gar als Mantra.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Mir fällt dazu immer ein, wie ich zu Beginn meiner Zeit in Rom durch diese atemberaubende Stadt lief. Ich stamme ja aus der Provinz, aus dem Allgäu. Meine Eltern waren einfache Leute, und von der Welt hatte ich lange nichts gesehen. Das änderte sich erst, als ich in unseren Orden eintrat und es mich zum Studium an unsere Ordensschule, das Pontificio Ateneo Sant’Anselmo in Rom verschlug. An jenen Ort also, an dem ich Jahrzehnte später mein zweites Zuhause finden sollte und von dem aus ich gerade erst in die Heimat zurückgekehrt bin. Ich kam Anfang der Sechzigerjahre nach Rom. Und ich habe die Stadt später immer wieder erneut erlebt, etwa als ich sie als Fremdenführer von Freunden und Gruppen durchstreifte oder als ich als junger Professor dort lebte. Und jetzt, nachdem ich die letzten sechzehn Jahre dort verbracht habe, habe ich das Gefühl, Rom eigentlich gar nicht zu kennen. Ursprünglich hatte ich immer vor, nach meiner offiziellen Zeit in Rom noch zwei Monate zusätzlich dort zu bleiben, um all die Orte und Straßen und Winkel zu entdecken, die es noch zu entdecken gibt und die ich nicht kenne – und das sind viele. Doch jetzt gehe ich direkt mit Beendigung meiner Amtszeit, und ich verlasse ein völlig anderes Rom als das, das ich zu Beginn gesehen und lieben gelernt habe. Das ist an sich nichts Sonderbares, jede Stadt verändert sich im Laufe von Jahrzehnten – und an manchen Ecken und Enden geschieht das durchaus zum Besseren. Und Rom ist noch immer eine wunderbare Stadt, die mich auch heute noch fasziniert. Doch manchmal, so scheint es mir, ist diese Stadt mittlerweile zu einem großen Museum geworden, das zwar spannend und schön, aber nicht mehr so lebendig ist wie früher, sondern eher tot. Die Restaurierungen und Absperrungen und Einzäunungen, die allerorten anzutreffen sind, haben Rom zwar einerseits an etlichen Stellen vor dem drohenden Verfall bewahrt und den Touristen zugänglicher gemacht. Sie bergen andererseits aber auch die Gefahr, dass Rom erstarrt, dass die natürliche Verschmelzung von Geschichte und Gegenwart, von Tradition und Zukunft, von Hochkultur und banalem Alltag zerbricht. Rom hat mich deshalb so sehr fasziniert, weil dort Menschen ganz natürlich mit dem lebten, was für uns in Deutschland allenfalls Bestandteil von Sagen, Romanen oder Geschichtsbüchern war. Dieses Selbstverständnis, Teil einer der berühmtesten Geschichten und Städte zu sein, und zwar jeden Tag, auf fast jedem Schritt oder Meter, das prägt Rom und die Römer. Und das hat auch mich geprägt, zutiefst.

Einmal während der Fastenzeit bin ich jeden Tag in die verschiedenen Stationskirchen gegangen. Stationsgottesdienste sind Messen, die ein Bischof in Kirchen seines Bischofssitzes feiert. In Rom beginnt das am ersten Adventssonntag in Santa Maria Maggiore, dann folgen Santa Croce in Gerusalemme und viele mehr.



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