Schindeln am Dach: Ein Schneeberg-Krimi (German Edition) by Gillespie Jacqueline

Schindeln am Dach: Ein Schneeberg-Krimi (German Edition) by Gillespie Jacqueline

Autor:Gillespie, Jacqueline [Gillespie, Jacqueline]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-06T05:00:00+00:00


19

Bei uns heraußen, da kann man bei der Nacht noch die Sterne sehen. Man steht vor der Tür, schaut zum Himmel hinauf, und mit einem Mal kommt einem da oben alles ganz lebendig vor, als würden einem manche Sterne zuzwinkern. In Wiener Neustadt kann man sowas schon nicht mehr so gut sehen, in Wien sicher noch weniger, weil dort die Straßenlaternen leuchten und die Schweinwerfer von den Autos. Wenn man bei uns ganz oben auf der Sonnenhütte steht und runterschaut, über die Hohe Wand in die Ebene, da sieht man, wie das Licht über Wiener Neustadt liegt wie eine Käseglocke. Manchmal bin ich ein bissel grantig, dass die Amerikaner am Mond herumgekrallt sind. Es hat mir früher besser gefallen, wie ich mir noch alles so hab vorstellen können, wie ich es da oben gern gehabt hätt. Wenn wir einen alten Mond haben, wenn der Mond nämlich schon am Abnehmen ist, dann kannst gar nichts mehr sehen. Bei uns hier oben am Hof, mein ich, unten im Ort ja schon, weil da auch Straßenlampen stehen. Aber bei uns am Hof sieht man die Hand vor den Augen nicht. Wenn man da vor die Tür geht und um die Ecke will, muss man sich richtig weitertasten, so schwarz ist es dann – und die Leut aus der Stadt finden sich überhaupt nicht mehr zurecht.

In der Nacht vor dem Erntedankfest war der Mond aber fast voll, Zeitung hätt ich lesen können vor der Tür, dafür bin ich so zeitig schon wach gewesen. Ich hab nur mehr warten müssen, bis der Sohn mir die Krankenkassaschuh anzieht, damit ich hinausgehen kann, und gefreut hab ich mich auf den Tag, weil ich das Erntedankfest besonders mag. Auch wenn das nicht ganz gepasst hat, wegen dem Leonhard und dem ganzen Drumherum in Neiselbach. Aber da hat die Großmutter schon Recht gehabt, wie sie gesagt hat, dass es im Leben halt kommt, wie es kommt.

Und gefreut hab ich mich auch, weil die Messe zum Erntedankfest früh angefangen hat, um halb neun und nicht erst um zehn, und ich da immer das Gefühl hab, dass der ganze Tag noch vor mir liegt. Wenn es erst um zehn anfangt, dann ist es fast schon Mittag, wenn wir wieder aus der Kirche rauskommen. Aber anders geht es nicht, weil unser Herr Pfarrer zwei Pfarrgemeinden betreuen und sich deswegen mit der Anfang-Zeit abwechseln muss, damit nicht die einen immer früh dran sind und die anderen spät. Und weil der Sohn gleich bei Siebenstein dem Gruber-Tuschi noch was vorbeibringen wollt, hat er mich schon um acht Uhr zur Kirche gebracht und die Schwiegertochter gleich mit dazu. Das war schön, weil ich mich nicht mehr so gut bücken kann, seit ich den Stock brauch, und die Schwiegertochter gleich nach dem Rechten geschaut hat. Die Blumen und Wurzen hat sie gegossen und zwei von den letzten Rosen von dem Jahr in die Vase gesteckt. Dann hat sie noch ein Grablicht angezündet. Das machen wir immer, wenn wir hier herauf nach Siebenstein kommen, zwei, drei Mal in der Woche.



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