Schattenboxer by Horst Eckert

Schattenboxer by Horst Eckert

Autor:Horst Eckert [Eckert, Horst]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783644219717
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2015-03-06T05:00:00+00:00


39

Vincent öffnete die Glastür an der Pforte und bat Christine ins Foyer. «Gut, dass du gekommen bist.»

Sie ist mehr als dünn, dachte er. Die Wangenknochen standen vor, im Ausschnitt ihrer Bluse zeichneten sich die Schlüsselbeine ab. Mit weißen Knöcheln umklammerte Christine den Riemen ihrer Handtasche.

«Deine Stirn …», erkundigte sie sich besorgt. «War das Stefan?»

«Komm, wir nehmen den Paternoster.»

Beim Aussteigen im zweiten Stock drückte wieder der Schmerz auf Vincents Brustkorb. Christine war das nicht entgangen, sie schüttelte fassungslos den Kopf.

Vor der Bürotür warnte Vincent sie vor: «Wir werden zu dritt sein. Ich habe einen Kollegen gebeten, das Protokoll zu schreiben.»

«In Ordnung.»

Sie traten ein. «Darf ich dir Kriminaloberkommissar Dominik Roth vorstellen? Er ist mir gestern Abend zu Hilfe gekommen. Wer weiß, wie es sonst ausgegangen wäre.»

Christine setzte sich an den Besprechungstisch, wo Dominik bereits seinen Laptop aufgebaut hatte. Mit beiden Händen hielt sie ihre Tasche auf dem Schoß fest.

«Dominik ist erst seit einem Jahr in der Dienststelle. Mit den Ermittlungen zum Fall Pollesch hatte er nichts zu tun.»

«Alle reden immer vom Fall Pollesch. Dabei hat es ebenso unsere Pia getroffen.»

«Ich weiß, Christine. Kaffee? Wasser?»

«Nein, danke.»

Er kramte das digitale Aufnahmegerät aus der Schublade und legte es auf den Tisch. «Was dagegen, wenn ich aufzeichne?»

Sie schüttelte den Kopf und blickte auf ihre verschränkten Finger.

«Zuerst möchte ich dich darauf hinweisen, dass du uns nichts sagen musst, was dich oder deinen Ehemann belastet.»

«Klar.»

«Erzähl mir, was du über den siebten Mai 2012 weißt.»

Sie zögerte. «Ich fürchte …» Sie legte das Gesicht in ihre Hände. «Nein, ich kann das nicht!»

«Bitte, Christine, wofür bist du hergekommen?»

Zögernd blickte sie auf. «Was für ein Video hast du gesehen?»

«Es war ein Dreier. Pia, Thabo und Julian.»

«Und wie bist du an die Aufnahme gekommen?»

«Thabos Anwalt hat sie mir gezeigt. Er meinte, dass er es vor Gericht als Indiz dafür verwenden könnte, dass sein Mandant nicht auf Julian Pollesch eifersüchtig war.»

«Thabo hat Pia nicht geliebt. Er hat sie nur ausgenutzt. Es gibt mehrere von diesen Filmen. Vielleicht hat Pia zuerst aus Naivität mitgemacht. Ich glaube, sie war Thabo hörig. Die Hormone, der erste Kerl, der ihr Komplimente machte. Dann …» Sie schüttelte heftig den Kopf. «Kann ich doch ein Glas Wasser haben?»

Dominik ging hinaus. Christine durchwühlte ihre Tasche und förderte eine Arzneipackung zutage. Ihre Finger zitterten.

Vincent kontrollierte den Rekorder. Dann sagte er: «Ich nehme an, Thabo und Julian haben das erste Video benutzt, um Pia zu weiteren Aufnahmen zu nötigen.»

Christine nickte. «Stefan hat zerstört, was er finden konnte, aber du weißt ja, dass man solche Aufnahmen auch von Handy zu Handy verschicken kann. Wir wissen also nicht, ob davon noch etwas kursiert. Als es hieß, dass der Prozess gegen Thabo neu aufgerollt werden könnte, war Pia voller Panik …»

Die Tür ging auf, Dominik kehrte mit einem Glas und einer Flasche Mineralwasser zurück. Er schenkte ihr ein. Christine bedankte sich und spülte zwei Pillen mit einem großen Schluck hinunter.

«Wie seid ihr auf die Videos gekommen?», wollte Vincent wissen. «Hat Pia sich euch anvertraut?»

«Nein. Uns fiel nur auf, dass sie sich völlig verändert hatte. Sie traf sich nicht mehr mit ihren Freundinnen, und mit uns sprach sie kein Wort mehr.



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