Schattenagent by Peter Zeindler
Autor:Peter Zeindler [Zeindler, Peter]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 3442099706
Herausgeber: Wilhelm Goldmann Verlag, München
veröffentlicht: 1989-10-04T22:00:00+00:00
15
Sembritzki hatte ohne wirklichen Appetit eine Kleinigkeit in der fast leeren Grill-Bar des Hotels gegessen. Er saß bei einem Wodka in der Valuuta-Bar und wartete. Er hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, daß Sibylle doch noch auftauchen würde. Ein Barkeeper hantierte mit unbeweglichem Gesicht beinahe lautlos hinter dem Tresen. Aus einem versteckten Lautsprecher kam amerikanische Popmusik.
»Another Wodka?« fragte der Barkeeper mit Blick zu Sembritzki.
»Please.«
Das Kunstleder der Sitze quietschte, als sich Sembritzki erhob und das Glas holte. Im Eingang der Bar tauchte ein Mann in einer braunen Lederjacke und einem rotschwarz karierten Flanellhemd auf. Er ließ seinen Blick kurz über die Runde schweifen, auf den jungen Mann mit den beiden kichernden Begleiterinnen, der sich mit einer Flasche Krimsekt plagte, und den amerikanischen Geschäftsmann, der sich mit wenig Erfolg um eine Frau in ledernem Mini bemühte, die starren Blicks wie ein Eiszapfen neben ihm saß. Sembritzki schien er völlig übersehen zu haben, als er dem Barmann kurz zunickte und sich wieder zurückzog.
Hinter dem Tresen klingelte ein Telefon. Der Barkeeper griff zum Hörer, drehte den Gästen den Rücken zu und legte gleich wieder auf. Er kehrte wieder an seinen alten Platz zurück, kramte einen Bleistift aus der Tasche, kritzelte etwas auf ein Stück Papier und ließ es mit dem Bleistift in der Tasche seines Jacketts verschwinden.
Sembritzki, der auf den Telefonanruf und die Hantierungen des Barmanns mit freudiger Erwartung reagiert hatte, überließ sich wieder seiner Apathie. Sibylle würde er heute nicht mehr sehen. Sie war bei ihrem Cousin oder sonstwo. Und als er daran dachte, daß ihn Maurus auf der Rückfahrt von Kuutan über Sibylle ausgefragt und beim Aussteigen erklärt hatte, er wolle sich an ihre Fersen heften, fühlte Sembritzki sich doppelt elend. Er verspürte mit einem Male so etwas wie Eifersucht.
Die beiden Mädchen klatschten jubelnd in die Hände, als endlich der Sektkorken knallte. Der Amerikaner hatte es geschafft, der Blondine den Arm um die Schulter zu legen und spielte mit ihrem Haar. Frank Sinatra sang vom Fremden in der Nacht. Der Kellner klopfte den Takt mit Fingerspitzen auf ein Whiskyglas.
»Another Wodka?« fragte nach dem Ende des Liedes der Kellner und schaute betont ausdruckslos zu Sembritzki hinüber. Er zog den Zettel aus der Tasche und strich ihn auf dem Tresen glatt. Sembritzki erhob sich und ging zur Bar. Ein volles Wodkaglas stand auf dem Stück Papier. Auf dem Grund des Glases zitterte verzerrt das Wort Sulevimägi. Er trug den Wodka zu seinem Tisch. Er ärgerte sich, weil er noch immer hoffte, es könnte Sibylle gewesen sein, die ihn auf dem Umweg über den Barmann zu einem Rendezvous bestellt hatte. Schließlich war es Maurus gewesen, der ihn gebeten hatte, hier auf eine Nachricht zu warten. Und nicht Sibylle. Seit dem Besuch bei Kuutan schien Maurus vorsichtiger zu sein. Daß Virkens ihnen bis zu Kuutans Haus gefolgt war, später ein anderer Mann das Haus beobachtet und Frau und Kinder Kuutans vertrieben hatte, schien Maurus arg beunruhigt zu haben. Er hatte beschlossen, sich nicht mehr öffentlich zusammen mit Sembritzki zu zeigen.
»Der Mann in der Valuuta-Bar ist zuverlässig«, hatte er Sembritzki zugeraunt, als er ihn vor dem Hotel hatte aussteigen lassen.
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