Sauschwobe! by Dorweiler Ralf H

Autor:Dorweiler, Ralf H. [Dorweiler, Ralf H.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-86358-020-9
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2015-05-21T16:00:00+00:00

14

Wieder in Maulburg, fand Schlaicher seinen Nachbarn vor dessen Scheune. Trefzer schaute Schlaicher grimmig hinterher, was dessen Vorfreude auf das Gespräch nicht größer machte. Zu allem Überfluss lief im Radio gerade »Shaggy Town« von Drei-X-Beziehung. Schlaicher stellte mit dem Motor auch das Radio ab und ging auf die andere Straßenseite. Trefzer hatte sich auf einen Metallstuhl mit blauem Sitzpolster gesetzt, die Beine übereinandergeschlagen und die Arme verschränkt.

»He, Erwin. Es tut mir leid«, brachte Schlaicher hervor.

»Ass du mi vergässe hesch?«

»Mein Termin hat länger gedauert.«

»Das ha’n’i g’merkt. E volle Stund ha’n’i bim Bert g’wartet, bis er so Mitleid g’haa het, ass er mi selber g’fahre het.«

Schlaicher trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Also, ich kann nur sagen, dass es mir wirklich leidtut und peinlich ist. Martina wird auch gewaltig sauer sein.«

»Jo, un wie. Ich bi vorig d’oobe gsii, un s’het si fast verrisse. Das wär nit guet für d’Rippe! Soddsch ere ä Chrömli bringe!« Er stand auf und ging, ohne weiter auf Schlaicher zu achten, in seine Scheune. Schlaicher kannte Trefzer mittlerweile gut genug, um zu verstehen, dass er ihm folgen sollte.

Das Innere der Scheune hatte Trefzer vor Jahren zu einem kleinen Geschäftsraum aufgetakelt. Kartons und Kisten überall, drei alte Schreibtische und eine uralte Werkbank, Lampenschirme an der Decke, ein Kleiderständer, auf dem erste Schweinchenkostüme hingen. Das Sammelsurium an allen möglichen und unmöglichen Waren wechselte ständig und schien nur selten wirklich sinnvolle Anschaffungen zu beinhalten. Trefzer ging schnurstracks zu der vollgepackten hölzernen Werkbank. Schlaicher erkannte kleine Stehlampen aus goldfarbenem Plastik, aus denen oben statt einer Glühbirne um die hundert Glasfaserstränge wie eine Kaskade herausschauten. Trefzer knipste die Lampe mit einem Schalter am Kabel an, und die Fasern leuchteten in verschiedenen Farben. Die Kaskade drehte sich sogar. Schlaicher schüttelte aber den Kopf.

»Dann die«, sagte Trefzer und griff nach einem genauso aussehenden Lampenfuß, auf dem aber eine lustige Sonnenblume mit Gesicht steckte. Er stöpselte die erste Lampe aus und die zweite ein, und sofort begann sich der Mund der Sonnenblume zu öffnen und zu schließen, während ihr Stiel sich ruckelnd hin und her wand. »In the summertime, when the weather is hot«, trällerte sie blechern. Schlaicher lächelte gequält.

»Für di numme fuffzäh Stutz.«

»Ich hasse dieses Lied. Und ich glaube auch nicht, dass Martina Spaß an einer singenden Sonnenblume hätte.«

»Un ich sag dr, das ischs beschde G’schenk, wo du’n’ere mache chaasch. Das macht fuffzäh Stutz.« Trefzer klang nicht so, als wolle er Schlaicher die Chance geben, noch einmal Nein zu sagen. Und fünfzehn Euro waren ein recht geringer Preis, um sich wenigstens Trefzers Freundschaft wieder sicher zu sein.

»Okay. Dann nehme ich sie.«

»Un das do!« Trefzer zauberte aus einer der Kisten eine Sektflasche hervor.

Schlaicher verzog das Gesicht, als er das Etikett sah. »Ich wusste gar nicht, dass es polnischen Sekt gibt«, sagte er.

»Doch, un ‘s isch e feine Dropfe. Das het’s zu dene Navi ummesuscht mit drzu geh, wil ich e ganzi Chischde chauft haa.«

»Schaumwein aus Polen« stand auf dem Etikett, das auf einem alten Nadeldrucker selbst gefertigt worden sein musste. Dass darunter »Kwalität 1A« stand, machte die Sache nicht unbedingt vielversprechender.

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