Satans Bruder by Jonathan Kellerman

Satans Bruder by Jonathan Kellerman

Autor:Jonathan Kellerman
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-01-07T23:00:00+00:00


23

Ich ging wieder zu Morelands Bungalow. Nun war abgeschlossen und niemand antwortete auf mein Klopfen.

Ich sah ihn erst beim Abendessen wieder. Er begrüßte mich mit einem Lächeln. Pam stand in einer Ecke der Terrasse. Sie hatte das Haar zusammengesteckt und eine gelbe Orchidee über dem linken Ohr. Es wirkte etwas gezwungen. Sie drehte sich um und winkte uns zu. Robin schaute mich an, ich nickte und sie ging zu ihr.

Ich setzte mich neben Moreland. Er trug einen frischen Verband.

»Wie geht es Ihrer Hand?«

»Danke, gut. Möchten Sie ein Glas Saft?«

Ich ließ mir etwas einschenken und sagte: »Ich hätte einen Fall mit Ihnen zu diskutieren.«

»Ach ja?«

»Ein Mann namens Joseph Cristobal. Die Akte ist dreißig Jahre alt. Cristobal klagte über Halluzinationen - weiße Würmer und weiße Wurmmenschen - und dann starb er plötzlich. Bei der Obduktion fanden Sie eine verstopfte Arterie und als Todesursache stellten Sie Herzversagen fest. Sie machten aber auch eine weitere Notiz: A. Tutalo. Ich kann das in keinem Buch finden. Ist es irgendein Krankheitserreger?«

Er rieb sich das Kinn. »Ach ja, Joseph Cristobal. Er war einer der Gärtner hier. Äußerlich sah er ganz gesund aus, aber seine Arterien waren in einem furchtbaren Zustand. Er hatte eine Vorliebe für Kokosnüsse. Vielleicht hat das dazu beigetragen. Er hatte nie über Herzbeschwerden geklagt, doch ich hätte ohnehin nicht viel für ihn tun können, selbst wenn es ihm bewusst gewesen wäre. Heute würde ich ihn natürlich zur Angiographie überweisen und vielleicht zu einer Bypassoperation.«

»Und was ist A. Tutalo?«

»Es ist kein Erreger«, sagte er und lächelte. »Es ist ein wenig komplizierter als das. Eine Sekunde.«

Jo war herausgekommen und gleich danach erschienen Claire und Ben Romero. Moreland sprang auf, gab Jo kurz die Hand und umarmte Claire. Dann schaute er über die Schulter und sagte: »Können wir unser Gespräch nach dem Essen fortsetzen, Alex?«

Jo wirkte verändert. Ihr Blick war weniger sorgenvoll, die Stimme heller, fast beschwingt, und nach jedem dritten Bissen pries sie das Essen. Nebenbei informierte sie die Runde, Lyman wäre inzwischen in den Staaten angekommen und von seiner Familie in Empfang genommen worden. Dann winkte sie die Beileidsbekundungen ab und wechselte das Thema. Sie sprach über ihre Forschung und erklärte, alles ginge »wunderbar voran«.

Der Himmel war inzwischen tiefblau. Die Regenwolken sahen wie graue Schmutzflecken aus und hatten sich seit dem Morgen kaum bewegt.

Als Jo nichts mehr zu sagen haben schien, ging Moreland zu dem Geländer hinüber, auf dem ein paar Geckos hin und her huschten. Er winkte mit einem Stück Obst und sie standen sofort still und starrten ihn an. Wahrscheinlich tauchten sie immer auf, wenn er zum Abendessen da war. Er fütterte sie aus der Hand, kehrte zum Tisch zurück und hielt einen Vortrag über Freundschaften zwischen verschiedenen Tierarten. Dabei hatte ich das Gefühl, dass er meinem Blick auswich.

Danach gab es ein bisschen Smalltalk, bis das Gespräch schließlich auf Claire kam, wie es oft der Fall ist, wenn jemand neu dazukommt.

Ihre Sprache war gepflegt, aber sehr leise. Sie war in Honolulu aufgewachsen, als Tochter eines Lehrerpaars, und hatte auf der Oberschule und in mehreren Amateurorchestern Violine gespielt.



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