Sandgrab by Tursten Helene

Sandgrab by Tursten Helene

Autor:Tursten, Helene [Tursten, Helene]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: d-btb TB
veröffentlicht: 2019-08-21T08:12:54+00:00


Sie beschlossen, mit Johannes Holm anzufangen. Seine Verteidigerin Jasmin Carell fand sich eine Stunde nach ihrer Benachrichtigung ein. Sie trug dasselbe strenge Kostüm wie am Vortag, doch jetzt mit eleganten schwarzen Stiefeln kombiniert. Als sie an Embla vorbeiging und dabei einen Hauch ihres frischen Parfüms verbreitete, kam sich Embla plötzlich ganz klein vor, obwohl sie ganz genau wusste, dass dies nicht der Fall war, da sie selbst einen Meter zweiundsiebzig groß war. Dennoch vermittelte ihr die schlanke Anwältin, die sich auf ihren hohen ­Absätzen äußerst geschmeidig bewegte, Minderwertigkeitsgefühle.

Einer, der hingegen aussah, als wäre er im Lauf der Nacht noch weiter geschrumpft, war Johannes Holm. Er betrat mit hängendem Kopf und krummem Rücken den Raum, nachdem Polizeimeisterin Alice Åslund ihn hergebracht hatte, und trug noch immer dieselbe Kleidung wie zum Zeitpunkt seiner Festnahme; Jeans und ein grau meliertes Shirt. Die dunklen Ringe unter seinen geschwollenen Augen verrieten, dass er nicht gerade viel geschlafen hatte, wenn überhaupt. Schon als er auf seinen Stuhl sank, ahnte Embla, dass er nicht auch nur dem geringsten Druck standhalten würde. Die Polizisten nahmen dieselben Positionen ein wie bei der letzten Vernehmung; Göran und Hampus setzten sich gegenüber von Johannes und seiner Verteidigerin an den Tisch, während Embla an der Tür stehen blieb. Nachdem der Kommissar das Aufnahmegerät eingeschaltet und die Namen der Anwesenden sowie das Datum und die Uhrzeit genannt hatte, sagte er:

»Johannes, Sie sind nicht gerade als gewalttätig verschrien. Ich habe mit mehreren Polizisten aus Strömstad gesprochen, und die können noch immer nicht fassen, dass Sie auf diesem Film von der Tankstelle zu sehen sind. Was genau ist am Sonntagabend eigentlich passiert?«

Johannes ließ den Kopf hängen und schien nicht antworten zu wollen.

Göran beugte sich über den Tisch vor und sagte langsam, aber mit Nachdruck:

»Olof Sjöberg ist bei dem Brand ums Leben gekommen und sein Sohn ebenfalls beinahe. Brandstiftung und schwere Körperverletzung. Die Frage lautet, ob man es nicht sogar als versuchten Mord an dem Jungen einstufen wird. Das sind äußerst schwerwiegende Anschuldigungen.«

Jasmin Carell sah aus, als wollte sie etwas sagen, doch noch bevor sie den Mund öffnen konnte, sprang Johannes halbwegs von seinem Stuhl auf.

»Sie haben ja keine Ahnung! Wenn ich auch nur ein Wort sagen würde …«

Seine Stimme überschlug sich, und aus seiner Kehle drangen mehrere lang gezogene Schluchzer. Dann sank er langsam wieder auf seinen Stuhl hinunter und verbarg das Gesicht in den Händen. Beim Weinen wippten seine knochigen Schultern auf und ab, die sich unter dem dünnen Baumwollshirt abzeichneten. Göran und Hampus wechselten rasch einen Blick. Hampus nickte unmerklich und wandte sich dann an Johannes.

»Haben Sie Angst vor Ted?«, fragte er.

Anfänglich schien es, als hätte Johannes seine Frage nicht gehört, doch nach einer Weile schaute er zu ihm auf. Jasmin Carell reichte ihm rasch ein Päckchen Papiertaschentücher, das er entgegennahm, ohne seinen Blick von Hampus zu lösen. Er trocknete zügig seine Tränen und schnäuzte sich. Hampus betrachtete ihn mitfühlend durch seine runden Brillengläser.

»Ted hat schließlich schon öfter in polizeilichen Vernehmungen gesessen und weiß genau, dass ihn eine mildere Strafe erwartet, wenn er Ihnen die Schuld in die Schuhe schiebt.



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