Roter Mond und Schwarzer Berg by Joy Chant

Roter Mond und Schwarzer Berg by Joy Chant

Autor:Joy Chant [Chant, Joy]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: Fantasy
Herausgeber: Klett-Cotta
veröffentlicht: 2011-05-22T04:00:00+00:00


16. Kapitel:

Der Wind und die Sterne

Die Hurneis benötigten vier Tage, um den Ort zu erreichen, der zum Sammelpunkt bestimmt war. Am dritten Tag sah Li’vanh entfernt im Osten ein Gewirr flacher Hügel, und jemand sagte ihm, es seien die Höhen von Kunoi Len Vanda; im übrigen war die Landschaft überall gleich flach. Zwei Stämme gelangten vor ihnen zum Treffpunkt, vier kamen später und gaben ihnen eine Streitmacht von ungefähr tausend Speeren, wie Li’vanh schätzte. Sie ritten los, als der Mond dunkel war.

Während des ersten Tages überquerten sie einen breiten Fluß. Silinoi erzählte Li’vanh, er bilde die Grenze zwischen Khentorash und Khendhalash.

»Jetzt sind wir im Land der Prinzen«, sagte er.

Li’vanh sah den Unterschied sofort. Das Land war bebaut; menschliche Hände hatten es geformt, leicht, aber sichtbar. Sie sahen Bauernhöfe mit Häusern aus Holz und Stein, welche die Stammesangehörigen »eingewurzelt« nannten. Einmal kamen sie durch ein Dorf. Li’vanh betrachtete es mit Neugier und leichtem Unbehagen, doch er hatte nicht das Gefühl, daß es fremdartig war. Es berührte eine feine Saite in ihm, als ob er zwischen Fremden einen Mann getroffen habe, der, obwohl nicht vom selben Stamm, doch auch ein Präriebewohner war. Es war kein Erkennen, sondern eine Bestätigung.

Von allen diesen Bauwerken seßhafter Menschen hielten sich die Präriebewohner fast ängstlich fern, aber ein so großes Heer konnte nicht unbemerkt vorbeiziehen, und viele Male hieß man sie willkommen und fragte, was sie hergeführt habe. Das Blut in diesen Landarbeitern ist gemischt, und keiner der Männer, die zu ihnen sprachen, war ein reinblütiger Harani; aber Li’vanh war dennoch betroffen über den Unterschied zwischen ihnen und den Khentors. Er mied sie; sie weckten dasselbe Echo der Erinnerung wie ihr Land, und er mochte es nicht. Allen, die sie ansprachen, gab Silinoi die gleiche Antwort: Deron, König von Rennath, werde von den Kelanat bedroht, und alle, die Hilfe zu leisten hatten, sollten sich so bald wie möglich an der Furt von Danamol einfinden.

So bildete sich allmählich eine zweite Harani-Armee und folgte ihnen nach. Doch die Khentors ritten nicht mit ihnen. Außerhalb ihres engen Landes hielten sie strikt zusammen.

In der Nacht, nachdem sie Vir’Vachal gesehen hatten, war der Silbermond dunkel. Nicholas erwachte und sah den Grenzer starr aufgerichtet über sich stehen, jeden Nerv gespannt und mit geschärften Sinnen. Er wollte sich aufsetzen, Fragen formten sich auf seinen Lippen, aber der Mann bedeutete ihm energisch, liegenzubleiben. Er dachte, es müsse eine Gefahr drohen, und blieb flach und still liegen, aber nichts geschah. Als er wieder erwachte, war es Morgen, und der Grenzer bereitete ihr Frühstück.

»Was war los?« fragte er und befreite sich von seinen Dekken. Der Grenzer warf ihm einen kurzen Blick zu. Seine Augen waren beunruhigt und – so meinte Nicholas – ziemlich zornig. Er antwortete eine Weile nicht. »Was war los?« wiederholte der Junge.

»Nichts!« sagte er. »Oder irgend etwas. Wie soll ich’s wissen? Geht’s mich was an? Stamme ich nicht aus dem Zehnten Haus und habe keinen Teil am Zauber? Ich kann nicht einmal sicher sein, daß es überhaupt etwas war. Ich kann nur Vermutungen anstellen.«

»Nun«,



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