Robur der Sieger by Jules Verne

Robur der Sieger by Jules Verne

Autor:Jules Verne [Verne, Jules]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


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» Ingenieur Robur!« ließ sich da der eben auf dem Ver-

deck erscheinende Onkel Prudent vernehmen.

»Herr Präsident des Weldon-Instituts?« ...

Beide waren aufeinander zugetreten und sahen sich eine

Zeitlang in die Augen.

Dann zuckte Robur ein wenig die Achseln.

»An das Ende des Taus!« sagte er.

Tom Turner hatte ihn verstanden; Frycollin wurde aus

seiner Kabine geholt.

Aber wie jämmerlich schrie er auf, als der Obersteuer-

mann und einer von dessen Kameraden ihn ergriffen und

in einer Art Korb festbanden, an dem sie sorgsam das Ende

eines Taus festknüpften.

Es war das eines jener Taue, die Onkel Prudent zu dem

uns bekannten Zweck benützen wollte.

Der Neger hatte zuerst geglaubt, er solle gehenkt wer-

den ... Nein, er sollte nur aufgehängt werden.

Das Tau wurde nämlich außen in der Länge von etwa

100 Fuß abgerollt und Frycollin schwebte damit frei in der

Luft.

Jetzt stand es in seinem Belieben, zu schreien, so viel er

wollte; der Schrecken schnürte ihm jedoch den Kehlkopf

zu – er blieb stumm.

Onkel Prudent und Phil Evans hatten sich dem barbari-

schen Verfahren widersetzen wollen – sie wurden einfach

zurückgestoßen.

»Das ist abscheulich! ... Das ist Barbarei!« rief Onkel

Prudent, der darüber ganz außer sich war.

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»Freilich!« antwortete Robur.

»Das ist ein Mißbrauch der Gewalt, gegen den ich noch

anders als durch Worte allein Einspruch erheben werde!«

»Immer zu!«

»Ich werde mich rächen, Ingenieur Robur!«

»Rächen Sie sich getrost, Präsident des Weldon-Insti-

tuts.«

»An Ihnen und Ihren Leuten!«

Die Mannschaft der ›Albatros‹ hatte sich in nicht beson-

ders wohlwollender Haltung genähert. Robur gab den Leu-

ten ein Zeichen, sich zu entfernen.

»Ja, an Ihnen und Ihren Leuten,« wiederholte Onkel

Prudent, den sein Kollege vergebens zu beruhigen suchte.

»Ganz wie es Ihnen beliebt«, erwiderte der Ingenieur.

»Und ohne Rücksicht auf die Mittel!«

»Genug«, sagte jetzt Robur in drohendem Ton, »genug!

Es gibt noch mehr Taue an Bord! Schweigen Sie ... oder ...

der Herr ganz wie der Diener.«

Onkel Prudent schwieg, aber nicht aus Furcht, sondern

weil ihn eine wahre Erstickung beklemmte, so daß Phil

Evans ihn in seine Kabine führen mußte.

Seit einer Stunde hatte sich das Wetter sehr merkbar

verändert und es traten einzelne Zeichen hervor, die keine

Mißdeutung zuließen – ein Unwetter war im Anzug. Die

elektrische Sättigung der Atmosphäre hatte einen so hohen

Grad erreicht, daß Robur gegen 2 Uhr 30 Zeuge einer bisher

von ihm nie beobachteten Erscheinung wurde.

Im Norden, von wo das Unwetter herkam, stiegen dicht

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geballte, fast leuchtende Dünste auf – was jedenfalls von der

verschiedenen und wechselnden elektrischen Spannung der

Wolkenschichten herrührte.

Der Reflex von diesen Ansammlungen ließ Myriaden

von Lichtern auf der Oberfläche des Meeres hintanzen, de-

ren Intensität um so lebhafter wurde, je mehr der Himmel

sich verfinsterte.

Die ›Albatros‹ und jener Meteor mußten bald zusam-

mentreffen, da sie sich aufeinander zu bewegten.

Und Frycollin? – Nun, Frycollin folgte noch immer im

Schlepptau – ja, das ist das richtige Wort, denn jenes Tau

bildete einen weit offenen Winkel gegen den mit der Ge-

schwindigkeit von 100 Kilometer hinfliegenden Apparat,

wodurch der Korb nicht unerheblich zurückblieb.

Das Entsetzen des armen Teufels wird man sich un-

schwer ausmalen können, als die Blitze jetzt um ihn her

aufzuckten und der Donner mit gewaltiger Macht durch

die Himmelsräume rollte. Das ganze Personal bemühte sich

angesichts dieses Unwetters so zu manövrieren, daß sie ent-

weder höher als dasselbe hinaufkamen oder in den unteren

Luftschichten bald jenes im Rücken ließen.



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