Rettungskreuzer Ikarus - 36 - Schlacht um Vortex Outpost by Sylke Brandt

Rettungskreuzer Ikarus - 36 - Schlacht um Vortex Outpost by Sylke Brandt

Autor:Sylke Brandt [Brandt, Sylke]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Atlantis Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


*

Eine noch.

Melody presste die Lippen fest zusammen und machte die Anzeigen der Steuerungskontrollen zum Zentrum ihrer Welt. Natürlich wusste sie, dass die Station verloren war, und ein Teil von ihr tobte in Panik, wenn Vortex Outpost wieder getroffen wurde, wenn irgendwo gar nicht so weit entfernt Metall kreischend zerbarst. Der Geruch von Feuer lag in der Luft, Rauch breitete sich aus.

Tief in sich spürte sie uralte Instinkte mit den Fäusten gegen die Türen ihres Verstandes hämmern. Feuer war schlecht. Feuer war tödlich. Von der Asche eines Steppenbrandes, den ihre hominiden Vorfahren gefürchtet hatten, bis hin zu dem Geruch von schmorendem Kunststoff war es nur ein winziger Schritt. Die Hand, die an ihrem Verstand rüttelte und sie endlich zur Flucht zwingen wollte, war haarig, die weit aufgerissenen Augen in dem groben Gesicht waren blank vor Furcht. Ihre Ahnin tief in ihrem Inneren, Mutter der Instinkte, wusste nichts von Raumschiffen, von Disziplin, von Verpflichtungen, von Kriegen. Aber sie wusste sehr genau Bescheid, worauf es im Grund ankam: nur auf das Überleben, nichts sonst war wichtig. Wenn ein Geräusch zu laut war, rannte man weg. Wenn es brannte, rannte man nur noch schneller. Niemals, niemals überlebte man, indem man sitzen blieb und so tat, als wäre nichts geschehen. Das war nicht, wie die Welt funktionierte, weder in der Steppe noch in einer Raumstation. Ihre Ahnin heulte, wortlos, frustriert, wütend. Warum nur ignorierte der Verstand diese simplen Wahrheiten?

Natürlich wusste Melody, dass jede Minute, die sie länger hier blieb, sie das Leben kosten konnte. Aber zum Entsetzen des uralten Wesens in ihrem Inneren hatte sie beschlossen, dieses Wissen zu verdrängen, so lange es ging.

Eine noch.

Sie richtete ihren verbliebenen Torpedowerfer auf die nächste Zielkoordinate aus, willkürlich, und feuerte. Es war ihr gleich, ob der Outsider, den sie beschoss, bereits beschädigt war oder noch völlig unversehrt. Sie hatte nicht mehr die Zeit, darauf zu achten. Sie lief auch nicht mehr Gefahr, einen Verbündeten zu treffen – es gab keine. Alles, was sie da draußen im Anflugsektor erwischte, konnte nur der Feind sein. So kalt Melody auf der einen Seite auch war, so berauscht fühlte sie sich auf der anderen. Ein kleines Raubtier im Blutwahn, das nicht merkt, dass seine Beutetiere viel zu groß sind, sondern nur die Hitze spürt, wenn die Zähne sich in warmes Fleisch graben.

Als wäre sie zweigeteilt, beobachtete Melody sich selber. Reißen, hassen, um sich schlagen und ein Hochgefühl genießen, das angesichts der Situation völlig unbegründet war, ein Fest der Vernichtung – und sie war mitten drin, kreiselnd, Blut spritzend. Und gleichzeitig verlor sie nie die Kontrolle über die Technik, mit der sie so verbunden war. Daten abrufen, zielen, Feuerbefehle geben und irgendwo am Rande registrieren, wie immer mehr von Vortex Outpost starb, wie Teile des Netzwerkes dunkel wurden. Als würden Lampen um sie herum verlöschen und die Nacht näher rücken lassen, bis sie nur noch in einer kleinen Insel aus Licht saß.

Ohboy hatte gesagt, dass ihr übersteigertes Pflichtgefühl eines Tages ihr Ruin sein würde. Damals hatte er es darauf bezogen, dass sie zuviel



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