Reiterferien am Meer by Quinto

Reiterferien am Meer by Quinto

Autor:Quinto
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Quinto
veröffentlicht: 2014-01-08T05:00:00+00:00


„Voran, Golden Boy! Lennys Schicksal liegt in deinen Beinen!“

Halb verrückt vor Kummer trieb ich das große Pferd an, und es lief die Straße entlang. Sollten wir denn niemals das Weideland erreichen, auf dem wir schneller vorankommen würden?

Endlich dehnte sich die grasbewachsene Weite neben uns. Doch ich wagte nicht, einfach über die Hecke zu springen, wie ich es sonst getan hätte. So blieben wir brav auf der Straße, bis wir die Heide erreicht hatten. Ich lenkte Golden Boy darauf.

„Und nun vorwärts, Golden Boy!“, rief ich, während ich mich weit nach vorn auf den Pferdehals beugte. „Doch nicht zu schnell! Übernehmen darfst du dich trotz allem nicht. Es wäre schrecklich, wenn dir etwas zustieße! Und doch, bitte, laufe so schnell, wie du wirklich kannst. Denn wir müssen versuchen, Lenny zu helfen – und zur rechten Zeit zu kommen!“

Als wage Golden Boy nicht zu glauben, was er durfte, warf er den Kopf begeistert hoch. Dann machte er den Hals lang und schoss wie ein Pfeil vorwärts. Mühelos steigerte er sein Tempo zum Jagdgalopp. Nie im Leben war ich so schnell geritten. Golden Boy schien sich an seine Vergangenheit als Rennpferd zu erinnern. Er war einfach nicht zu bremsen.

„Sachte! Sachte!“, rief ich verzweifelt, während ich mir wirklich Mühe gab, nicht die Gewalt über das Pferd zu verlieren.

Doch obwohl ich die Zügel anzog, änderte sich nichts. So blieb mir nichts anderes übrig, als darauf zu achten, dass ich nicht das Gleichgewicht verlor. Von Schenkelschluss konnte keine Rede sein. Ich konnte nur hoffen, dass Golden Boy nicht in ein Kaninchenloch trat und sich beim Sturz ein Bein brach.

„Vorsicht, Golden Boy!“, rief ich. „Riskiere keinen Sturz!“

Doch in meinem Kopf wurde der Ruf von einem anderen übertönt.

„Lenny, halte aus! Wir tun, was wir können!“

So galoppierte das Rennpferd dahin und hatte bald die Höhe der Düne erreicht. Unter uns erkannte ich die Pringle-Bucht und lenkte Golden Boy darauf zu. Da erblickte ich auch schon den Landrover, die rastenden Pferde und die Reitschüler, die am Strand gerade Treibholz für ein Lagerfeuer sammelten.

Golden Boy schien nicht im Geringsten ermüdet zu sein. Es war, als sähe er das Ziel einer Rennstrecke vor sich.

„Halt, Golden Boy! Langsam. Wir sind ja fast da und müssen den Pfad abwärts nehmen. Sei vorsichtig!“

Nun hatten die anderen mich bemerkt. Verblüfft starrten sie zu mir herauf, während ich, verschwitzt, erschöpft und verzweifelt, Golden Boy über die Düne an den Strand hinunterlenkte.

„Lenny!“, stieß ich nur hervor, nachdem ich angelangt war, Vater und Sohn Rowlands Golden Boy beim Kopf fassten und Tante Di mich in ihren ausgebreiteten Armen auffing. „Ich musste es riskieren und Golden Boy nehmen, ich weiß, dass das gefährlich war. Aber … Lenny schwebt in Gefahr!“

Der zarte, feste Griff von Tante Di tat mir unendlich wohl. Zitternd und fröstelnd barg ich mich in ihrer liebevollen Umarmung. Der verwegene Ritt, die überstandene Gefahr, der Kummer um Lenny – all das ließ mich zittern. Doch unter Aufbietung aller Kräfte berichtete ich schluchzend, was Lenny mir am Telefon gesagt hatte.

Fassungslos hörte Tante Di mir zu. Und als ich fertig war, schien auch sie keiner sofortigen Entscheidung fähig.



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