Rauhnacht: Angriff der Hexen by Pechmann Max

Rauhnacht: Angriff der Hexen by Pechmann Max

Autor:Pechmann, Max [Pechmann, Max]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: AAVAA Verlag
veröffentlicht: 2014-07-31T22:00:00+00:00


27

Walter Dorn saß am Küchentisch und rührte mit einem Löffel in seinem Kaffee. Mit seinen Gedanken befand er sich ganz woanders. Die Nacht über hatte er kein Auge zugetan. Die Schüsse und Explosionen, gepaart mit dem Kreischen und Jauchzen der anrückenden Dämonen, hatten ihn regelrecht verstört. Ein unbeschreibliches Entsetzen hatte sich seiner bemächtigt. Die Laute, die er gehört hatte, waren nicht die von Menschen gewesen. Noch nie zuvor hatte er solche Angst einflössenden Stimmen vernommen. Er hatte die ganze Nacht auf seiner Couch gesessen und dabei hilflos zugesehen, wie sein bisheriges Weltbild zerbröckelte.

Sie existierten also doch, diese Kreaturen der Nacht.

Ein anderer Grund für seine Schlaflosigkeit hing mit den Sorgen zusammen, die er sich machte. Er hoffte, dass mit Lisa und ihren Gästen alles in Ordnung war. Der Schriftsteller hatte nach dem Angriff der Geister ziemlich mitgenommen ausgesehen. Aber vor allem machte er sich Gedanken um Lisas Zukunft. Er hoffte, dass die Bewohner Tiefenfalls sie nach diesem Angriff in Ruhe ließen. Die Situation war bereits davor sehr angespannt gewesen. Die unerklärliche Abneigung gegenüber Lisa Bardin hatte sich innerhalb weniger Monate um ein Vielfaches verstärkt. Vor allem Hannes und Gustav heizten die negative Stimmung an. Bei Gustav lag es wohl an seinem verletzten Stolz.

Was genau damals geschehen war, wusste Dorn nicht. Es war vor seiner Zeit in Tiefenfall passiert und weder Lisa noch dieser griesgrämige Mensch hatten ihm Genaueres darüber erzählt. Die Gründe, die Hannes dazu antrieben, Lisa als eine Gefahr für Tiefenfall zu betrachten, konnte der Pfarrer nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Es gab so viel Mysteriöses in diesem Ort, dass die Wilde Jagd zu einem geheimnisvollen Aspekt von vielen wurde. Der verzweifelte Anruf einer Mutter vor etwa einer halben Stunde gehörte genauso dazu. „Meine Tochter Marie ist verschwunden!“ Wie es sich herausgestellt hatte, hatte die Frau sich nicht an die Regeln gehalten und daher keine Speisen auf dem Tisch im Esszimmer platziert. Ging jene ungeklärte Entführungswelle vom letzten Jahr erneut los?

Walter Dorn schaute auf die Küchenuhr. Kurz nach Sieben. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer. Gerade als er den Hörer abhob, um Lisa anzurufen, klopfte jemand an die Wohnungstür.

Er fühlte sich plötzlich, als würde Eiswasser über seinen Rücken laufen. Er legte den Hörer auf und trat in den kleinen Vorraum, den er als Garderobe für seine Jacken und Mäntel nutzte.

Er öffnete die Tür.

Hannes und Uli drängten sich an ihm vorbei. Hinter ihnen auf dem Kirchenplatz parkte der VW-Bus. Sein Dach und Teile der Fenster waren blutverschmiert.

„Beinahe wären diese Scheißer durch unsere Palisade gebrochen“, kam Hannes sofort zum Thema. „Hätte der Hahn nicht rechtzeitig gekräht, hätten sich unzählige Ungeheuer über unsere Gemeinde hergemacht. Wir haben mehr als fünfzig Leute verloren.“

Walter Dorn schluckte. „Fünfzig?“

„Ich sagte, mehr als fünfzig.“ Hannes ging in die Küche. Er nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee aus der Kanne ein.

Uli beobachtete ihn wie ein treuer Hund.

„Nimm dir selbst eine Tasse“, fuhr Hannes ihn an.

Sein Bruder griff in den Küchenschrank und schenkte sich daraufhin selbst ein.

„Einen zweiten Angriff überstehen die verbliebenen Stämme nicht“, teilte Hannes mit, nachdem er die Tasse in einem Zug leer getrunken hatte.



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