Rache Undercover - Die Spione von Myers Holt ; 2 by dtv

Rache Undercover - Die Spione von Myers Holt ; 2 by dtv

Autor:dtv
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: dtv
veröffentlicht: 2014-08-15T00:00:00+00:00


Am nächsten Morgen wurde Chris um neun Uhr zu einem Gespräch mit Sir Bentley und Miss Sonata bestellt. Alle seine Hoffnungen, sie von dem zu überzeugen, was er gesehen hatte, lösten sich in Luft auf, als ihm klar wurde, dass die beiden sich größere Sorgen um seinen Geisteszustand machten als um den Jungen. Weil er befürchtete, dass ihnen Zweifel kommen könnten, ob er den Anforderungen von Myers Holt noch gewachsen war, beschloss er, nicht weiter darauf zu beharren. Stattdessen tat er so, als sei ihm das Missverständnis peinlich. So beruhigt, ließen Sir Bentley und Miss Sonata ihn schließlich wieder gehen. In diesem Augenblick nahm Chris sich fest vor, sich beim nächsten Mal, wenn er den Jungen sah – und er zweifelte nicht daran, dass es ein nächstes Mal geben würde –, auf eigene Faust darum zu kümmern.

Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, wurde er etwas ruhiger. Obwohl ihm die Sache weiterhin ständig im Kopf herumging, war er am Sonntag in den Augen der anderen wieder ganz der Alte. Und in gewissem Sinne stimmte das sogar. Er hatte lange über die Situation nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass er ohnehin erst dann wieder etwas tun konnte, wenn sie Myers Holt das nächste Mal verließen. Solange sie tief unter der Erde in der Schule waren, kam niemand an sie heran, weder körperlich – das würden Ron, John und die strengen Sicherheitsvorkehrungen verhindern – noch mithilfe der GABE. Wie ihnen Sir Bentley schon am allerersten Tag erklärt hatte, war Myers Holt vollständig mit Blei ausgekleidet, sodass niemand mithilfe der GABE hinein- oder hinaussehen konnte.

Am Montagmorgen beschäftigte ihn daher nur der Gedanke, wie er einen weiteren kompletten Unterrichtstag bei Ms Lamb überstehen sollte. Ihnen allen graute vor dem Gebrüll und den Beschimpfungen, denen sie nun wieder ausgesetzt sein würden, als sie langsam ins Klassenzimmer schlurften. Doch Ms Lamb war nicht da. Erstaunt setzten sie sich auf ihre Plätze und warteten schweigend.

Dann, nachdem sie zehn Minuten gewartet hatten, geschah etwas ganz und gar Unfassbares. Etwas, das in all der Zeit, die sie in Myers Holt waren, noch nie geschehen war: Ms Lamb betrat das Klassenzimmer und … lächelte.

»Guten Morgen, Kinder«, rief sie fröhlich, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, dass die Schüler sie völlig entgeistert anstarrten – sofern sie es überhaupt bemerkte. »Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende.«

Niemand antwortete.

»Gut, gut«, sagte sie und die Absätze ihrer kniehohen Lederstiefel klapperten, als sie zu ihrem Pult ging. Sie bückte sich, wobei der Rock ihres engen grünen Kostüms bedenklich spannte, und kramte in einer Schublade.

»Also dann«, sagte sie und zog einen Stoß weißer Blätter hervor, »auf geht’s!«

Chris blickte zu Philip. »Was ist denn mit der los?«, formte er lautlos mit den Lippen.

Philip hob beide Hände und zuckte mit den Schultern.

Während sie herumging und Blätter austeilte, wartete Chris jeden Moment darauf, dass Ms Lamb wieder in ihr früheres Verhalten zurückfiel.

»Ich habe mir gedacht, wir könnten das Klassenzimmer etwas verschönern«, sagte sie und brachte eine Dose mit Buntstiften, die Chris in der Eselsecke gespitzt hatte.

Sie legte jedem Schüler eine Handvoll Stifte auf den Tisch.



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