Positive Psychologie by Blickhan Daniela; Eid Michael;
Autor:Blickhan, Daniela; Eid, Michael;
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-95571-361-4
Herausgeber: Junfermann Verlag
veröffentlicht: 2016-08-31T16:00:00+00:00
8.4 Die Flow-Persönlichkeit
„Flow ist der Schlüssel zu einem reichen, produktiven Leben.“
Mihály Csikszentmihályi, 1996
Csikszentmihályi bezeichnet die Flow-Persönlichkeit als autotelische Persönlichkeit76. Eine solche Persönlichkeit kann eine gute Balance zwischen Herausforderungen und Fähigkeiten herstellen. Csikszentmihályi differenziert hier ausdrücklich zwischen „Spiel“ und „Arbeit“: Die richtige Herausforderung zu finden hat durchaus spielerische Aspekte, wobei zum gezielten Aufbau einer Fähigkeit immer auch mehr oder weniger „Arbeit“ gehört. Menschen mit autotelischer Persönlichkeit handeln selbstbestimmter und können diese Balance besser und leichter finden und halten. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn beim Erreichen dieser Balance spielen durchaus unterschiedliche und teilweise sogar widersprüchliche Prozesse eine Rolle – und das oft auch noch gleichzeitig. Csikszentmihályi nennt mehrere solcher „ungleicher Paare“: echte Neugier und Leistungsbereitschaft, Freude und Ausdauer, Offenheit für Neues und tiefe Konzentration, Unabhängigkeit und Zusammenarbeit und schließlich Integration und Differenzierung.
Flow macht Freude und erzeugt gute Gefühle, ist gleichzeitig aber auch immer mit Leistungsbereitschaft und oft mit dem Testen bzw. Erleben eigener Grenzen verbunden. Manche würden das als schwierig und vielleicht sogar entmutigend erleben; eine autotelische Persönlichkeit zeichnet sich aber gerade dadurch aus, dass er bzw. sie Möglichkeiten als Chancen erkennt. Neue Informationen, die sich auf die Schwierigkeit der Anforderung beziehen, können so mit den eigenen Fähigkeiten in Verbindung gebracht werden, dass genau das richtige Maß an Herausforderung daraus resultiert. „Diesen Schritt schaffe ich; das wird klappen.“
Dies impliziert eine Verbindung von Offenheit (ohne von neuer Information überwältigt oder überfordert zu sein) und Aktivität im Sinne von Engagement und Ausdauer. Csikszentmihályi nutzt dafür den interessanten Ausdruck „interesseloses Interesse“. „Interesselos“ bedeutet hier, dass die Person nicht an äußerer Belohnung interessiert ist und auch die Aufgabe nicht als Mittel zum Zweck betrachtet, sondern sich auf die Aufgabe um ihrer selbst willen konzentriert und darin aufgeht. Dabei geht es primär um Meisterschaft (mastery) und nicht um das Leistungsergebnis (performance). Menschen, die regelmäßig auf diese Weise Flow erfahren, nutzen ihre Fähigkeiten optimal, erweitern selbstbestimmt ihre Kompetenz und erleben insgesamt eine gesteigerte Persönlichkeitsentwicklung. Sie entwickeln eine autotelische Persönlichkeit. Csikszentmihályi beschreibt dieses dialektische Prinzip von Offenheit und Aktivität auch für die Wechselwirkung von Person und Umwelt: Menschen mit autotelischer Persönlichkeit leben oft in Umwelten – familiär, schulisch, beruflich –, die gleichermaßen Herausforderung und Unterstützung bieten sowie Unabhängigkeit und Zusammenhalt.
Kriterien einer autotelischen Persönlichkeit: die „fünf Cs“
Die autotelische Persönlichkeit zeigt sich in verschiedenen Facetten, die Csikszentmihályi mit den „fünf Cs“ zusammenfasst:
1. Clarity
Die Person zeigt Klarheit in Worten und Zielen. Sie ist im Tun offen für aktuelles Feedback und zeigt eine offene Wahrnehmung.
2. Center
Die Person kann sich fokussieren und die eigene Aufmerksamkeit bewusst richten und aufrechthalten
3. Choice
Die Person erlebt sich als prinzipiell selbstbestimmt. Dies umfasst die Freiheit, zu wählen und über das eigenen Handeln zu entscheiden.
4. Commit and Care about
Die Person übernimmt Verantwortung für die eigenen Handlungen und für die Wahl, die sie getroffen hat.
5. Challenge
Die Person kann sich selbst Herausforderungen schaffen und so die Balance im Sinne des Flow-Korridors adaptiv regulieren.
Entsprechend handeln autotelische Persönlichkeiten:
Sie setzen sich große und kleine Ziele, kontinuierlich, in sinnvoller Abfolge.
Sie lenken ihre Aufmerksamkeit selbstbestimmt und in Verbindung mit den gesetzten Zielen, statt in „Routine“ zu verfallen.
Sie tauchen in die Aktivität ein und gehen im Handeln auf.
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