Pfand der Leidenschaft by Lisa Kleypas

Pfand der Leidenschaft by Lisa Kleypas

Autor:Lisa Kleypas [Kleypas, Lisa]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2010-07-18T22:00:00+00:00


Dreizehntes Kapitel

Beatrix, deren Fantasie von der magischen Laterne beflügelt wurde, konnte die Abende kaum erwarten, um sich die Glasscheiben wieder anzusehen. Viele der Bilder waren amüsant, zeigten Tiere, die Kleidung trugen, Klavier spielten, an einem Schreibtisch saßen oder Suppe aus einem Teller löffelten.

Ein Teil der Glasscheiben war naturgetreu und rührselig gehalten: ein Zug, der durch ein Dorf fuhr, eine einsame Winterlandschaft, Kinder beim Spielen. Der Rest zeigte exotische Tiere im Dschungel. Eines von ihnen, ein Tiger, der halbversteckt hinter Blättern hervorlugte, war besonders beeindruckend. Beatrix hatte mit der Laterne herumexperimentiert, sie näher an die Wand gerutscht, dann weiter weg, in dem Versuch, das Abbild des Tigers so scharf wie möglich einzustellen.

Nun hatte sich Beatrix in den Kopf gesetzt, eine Geschichte zu schreiben und Poppy zu überreden, einige passende Glasplättchen zu bemalen. Und eines Tages wollten sie eine Aufführung geben, bei der Beatrix erzählte und Poppy die magische Lampe bediente.

Während die beiden jüngsten Schwestern vor dem Kamin lagen und aufgeregt ihre Ideen besprachen, saß Amelia mit Win auf dem Sofa. Sie betrachtete Wins zarte, elegante Hände, die ein zauberhaftes Blumenmuster stickten, wobei die Nadel im Schein des Feuers aufleuchtete, sobald sie durch den Stoff gestoßen wurde.

Ihr Bruder fläzte auf dem Teppich neben den Mädchen, angetrunken und schläfrig, die langen Beine lustlos überkreuzt. Früher einmal war er ein zärtlicher und fürsorglicher Bruder gewesen, hatte die Mädchen mitleidvoll verarztet, wenn sie sich in die Finger geschnitten hatten, oder ihnen bei der Suche nach verschwundenen Puppen geholfen. Jetzt behandelte er seine jüngeren Schwestern mit der höflichen Gleichgültigkeit eines Fremden.

Abwesend streckte Amelia die Arme und massierte den schmerzenden Muskel in ihrem Nacken. Sie sah zu Merripen, der zusammengesunken in der Zimmerecke saß, erschöpft von der schweren körperlichen Arbeit. Seine Augen waren in die Ferne gerichtet, und er schien ebenfalls seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Sein Anblick ging Amelia zu Herzen. Die seidige Haut, die schimmernde Schwärze seiner Haare erinnerten sie zu sehr an Cam Rohan.

Amelia schien an diesem Abend nicht aufhören zu können, über ihn nachzudenken, und auch Christopher Frost spukte ihr ununterbrochen im Kopf herum. Als sie die beiden vor ihrem geistigen Auge heraufbeschwor, hätte sie sich keinen größeren Kontrast zwischen zwei Männern vorstellen können. Cam bot keine Sicherheit, keine Zukunft, nur die sinnlichen Genüsse des Augenblicks. Er war zwar kein Gentleman, aber schonungslos ehrlich, was ihr weit mehr imponierte als jedes noch so höfliche Gebaren.

Und dann war da der blonde, kultivierte, vernünftige, gut aussehende Christopher, der den Wunsch geäußert hatte, ihre Beziehung wiederaufleben zu lassen. Sie wusste nicht, ob es ihm tatsächlich ernst war, und wie sie auf sein Angebot reagieren sollte. Wie viele Frauen wären zutiefst dankbar, eine zweite Chance mit ihrer ersten Liebe zu bekommen? Wenn sie sich entschloss, über seinen vergangenen Fehltritt hinwegzusehen und ihm zu verzeihen, wäre es vielleicht nicht zu spät für Christopher und sie. Amelia war jedoch nicht sicher, ob sie all die geplatzten Träume zurückerobern wollte. Und sie fragte sich betrübt, ob es überhaupt möglich war, mit einem Mann glücklich zu werden, den man zwar liebte, dem man aber nicht vertrauen konnte.



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