Paul Becks Gefangennahme by Matthias McDonnell Bodkin

Paul Becks Gefangennahme by Matthias McDonnell Bodkin

Autor:Matthias McDonnell Bodkin [Bodkin, Matthias McDonnell]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-01-15T00:00:00+00:00


Vierzehntes Kapitel

Eine Warnung

Zahnweh wird als ein schlechter Witz von solchen Leuten angesehen, die nie mit dieser Qual Bekanntschaft gemacht haben. Ein Zahnarzt gilt häufig als komische Person, und über das Zahnziehen erzählt man sich drollige Geschichten. Aber Phil Armitage fand die Zahnschmerzen, die ihn eine ganze lange Nacht hindurch plagten, nichts weniger als amüsant. Er hatte wegen der quälenden Schmerzen kein Auge schliessen können. Fest biss er die Zähne aufeinander und ertrug die dumpfe Pein ohne Stöhnen, obwohl er mehrmals stark in Versuchung war, aus dem Bett zu springen und seinen schmerzenden Schädel gegen die Wand zu schlagen. Jede Stunde hörte er schlagen; endlose Zeit schien zwischen einer jeden zu liegen, bis schliesslich die Dämmerung heraufkam.

Mit dem nahenden Tageslicht kam auch eine Erleichterung von den rasenden Schmerzen, doch ein dumpfes Klopfen und Hämmern blieb zurück. Er hatte den Tag mit seiner Braut verbringen wollen, aber selbst die Liebe lindert kein Zahnweh, und so liess er sich bei ihr entschuldigen, was sie ziemlich übelnahm.

Nachmittags, als der Schmerz sich ausgetobt hatte, kam Mr. Baxter, um ihn zu besuchen. Seine freundliche Teilnahme tat dem armen Teufel, der eine ganze Nacht und auch den Tag über gegen die qualvolle Pein angekämpft hatte, sehr wohl. Das Gespräch kam natürlich auf Mittel gegen solche Schmerzen. Baxter war äusserst taktvoll, vermied sogar den in ähnlichen Fällen stets gebrauchten guten Rat: „Ich würde mir den Zahn ausziehen lassen.“ Trotzdem fühlte Armitage einen Zweifel an seinem Mut heraus und erklärte, weshalb er sich den Zahn nicht ausziehen lasse.

„Vor ungefähr sechs Wochen hatte ich zum erstenmal in meinem Leben Zahnschmerzen,“ sagte er.

„Glücklicher Mensch,“ murmelte der andre.

„Ja, glücklich war ich wenigstens in der Wahl meines Zahnarztes. Ich ging zu einem, Brennan hiess er, Andrew Brennan. Der sagte mir, ich hätte die schönsten Zähne, die er je gesehen und weigerte sich glatt, den Zahn zu ziehen. Er gab mir irgendein famoses Zeug, das wie Feuer brannte, aber nach fünf Minuten war der Schmerz wie weggeblasen. Am folgenden Tag setzte er mir eine Goldplombe ein und sagte mir, dass ich vermutlich in vier bis fünf Wochen einen erneuten Anfall bekommen würde, ich solle dann sofort zu ihm kommen, er würde mich wieder davon befreien. Seine letzten Worte waren noch: ‚Lassen Sie sich nicht überreden, sich den Zahn ziehen zu lassen.‘“

„Und weshalb gingen Sie nicht sofort wieder zu ihm?“ war Baxters völlig logische Frage.

„Weil er fort ist, weggezogen, und seine neue Adresse nicht zu erfahren war. Er hatte seine Sprechstunden in Morrel Row gehabt. Als ich eines Tages dort vorüberging, war alles leer; ich ging in das Haus und fragte nach ihm, bekam aber von dem brummigen Besitzer, der sich vermutlich ärgerte, einen guten Mieter verloren zu haben, keine Auskunft.“

Baxter hörte mit grossem Interesse zu. „Es ist nicht schwer, jemand in London aufzufinden, wenn er sich nicht verbirgt.“

„Ich wünschte, Sie könnten meinen Zahnarzt wiederfinden.“

„Vielleicht gelingt es. Versuchen werde ich es jedenfalls. Treffe ich Sie morgen zu Hause?“

„Den ganzen Tag. Ich habe noch einige dringende geschäftliche Sachen zu erledigen, vorausgesetzt, dass mein Oberkiefer mir Ruhe lässt.



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