Patria by Steve Berry

Patria by Steve Berry

Autor:Steve Berry [Berry, Steve]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2013-02-11T05:00:00+00:00


44

Wien

13.00 Uhr

Thorvaldsen trat aus dem Bad und sah zu, wie Gary seinen Koffer auspackte. Bis auf das, was der Junge bei seiner Entführung am Leib gehabt hatte, hatte Gary keine Kleider dabeigehabt. Und so war Jesper am Vortag nach Kopenhagen gefahren und hatte ihm ein paar Sachen gekauft.

»Das Haus hier ist ganz schön alt, oder?«, fragte Gary.

»Es wurde vor vielen Generationen erbaut, genau wie Christiangade.«

»In Europa gibt es eine Menge altes Zeug. Das ist anders als zu Hause.«

Thorvaldsen lächelte. »Wir sind eben schon ein bisschen länger hier.«

»Das Zimmer ist toll.«

Auch Thorvaldsen fand es interessant, dass Hermann sie im ersten Stock untergebracht hatte, in der Nähe des Gastgebers. Das war zum ersten Mal so. Es war ein hübsches Zimmer mit einem femininen Touch, das gewiss einmal einer Dame mit einem ausgezeichneten Geschmack gehört hatte.

»Interessierst du dich für Geschichte?«, fragte er Gary.

Der Junge zuckte die Schultern. »Erst seitdem ich die Sommerferien hier in Europa verbringe. Wenn man hier vor Ort ist und all das sieht, ist es viel interessanter.«

Thorvaldsen beschloss, dem Jungen die Situation zu erklären. »Wie findest du unseren Gastgeber und seine Tochter?«

»Nicht besonders nett. Aber sie scheinen dich zu mögen.«

»Ich kenne Alfred schon sehr lange, aber ich fürchte, dass er etwas Unerfreuliches plant.«

Gary setzte sich aufs Bett.

»Ich glaube, dass er deine Entführung veranlasst hat.«

Er beobachtete, wie Gary anfing zu begreifen, in welcher Lage sie steckten. »Bist du dir sicher?«

Thorvaldsen schüttelte den Kopf. »Deswegen sind wir hier. Um es herauszufinden.«

»Ich möchte das auch wissen. Diese Männer haben meine Mutter beunruhigt, und das finde ich nicht gut.«

»Hast du Angst?«

»Du hättest mich nicht mitgenommen, wenn ich hier in Gefahr wäre.«

Die Antwort gefiel ihm. Der Junge war klug. »Du hast zwei Männer sterben sehen. Das können nur die wenigsten Fünfzehnjährigen von sich behaupten. Wirst du damit fertig?«

»Der Kerl, den Dad erschossen hat, hatte nichts anderes verdient. Er wollte mich verschleppen, und Dad hat nur getan, was er tun musste. Was hast du vor?«

»Ich bin mir noch nicht sicher. Doch in den nächsten Tagen werden viele Leute hier sein. Mächtige Leute. Und ich glaube, dass ich von ihnen erfahren kann, was wir wissen müssen.«

»Ist das hier ein Club oder so?«

»Könnte man sagen. Menschen mit ähnlichen Interessen, die zusammenkommen, um über diese Interessen zu reden.«

Das Handy auf seinem Nachttisch klingelte. Er nahm es in die Hand und sah sich die Nummer an. Es war Jesper. Thorvaldsen drückte die grüne Taste.

»Es gibt einen Anruf. Aus Tel Aviv.«

»Dann stell ihn bitte durch.«

Einige Sekunden später stand die Verbindung, und er hörte eine tiefe Baritonstimme sagen: »Henrik, was haben Sie da in Gang gesetzt?«

»Wovon sprechen Sie?«

»Spielen Sie nicht den Unschuldsknaben. Ihr Anruf gestern hat mich schon misstrauisch gemacht, aber mittlerweile schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken.«

Thorvaldsen hatte am Vortag im Büro des Premierministers angerufen. Da er Millionen von Euro in jüdische Stiftungen steckte und zahlreiche israelische Politiker, darunter auch den derzeitigen Premierminister, finanzierte, war sein Anruf nicht unbeachtet geblieben. Dabei hatte er nur eine einzige Frage gestellt: Welches Interesse hat Israel an George Haddad? Er hatte nicht mit dem Premierminister direkt



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