Paris im Rausch. Die Revolution in Frankreich 1789–1795 by Günter Barudio

Autor:Günter Barudio [Barudio, Günter]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105615850
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

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In ihrer «Dialektik der Aufklärung» – einem Kultbuch der 68er Bewegung – haben die philosophierenden Soziologen Adorno und Horkheimer das «Denken als Organ der Herrschaft» denunziert und damit auch das Recht als bloße Funktion jeweiliger Machtlagen abgewertet. Die Begegnung mit der Geschichte vor 1789 und danach zeigt aber, daß Herrschaft auch eine Funktion des Denkens sein kann und zum Wohl der Menschen beiträgt, wenn sie durch Institutionen und Verträge kontrolliert wird. Die Vertreter der «Frankfurter Schule» belasten also die Aufklärung als emanzipatorische Verfassungsbewegung mit machtpolitischen Fehlentwicklungen, die der Absolutismus allein zu verantworten hat und damit ein patrimoniales Erbdenken, das nicht nur die Frau zur Machtware degradiert.

«Justine» ist nicht die simpel verführte Unschuld, sondern der menschgewordene Ausdruck für das vergewaltigte Gerechte. Es mag heutigen Philosophen, Soziologen und Politologen wunderlich erscheinen, aber diese «Justine» aus dem Geist und der Feder de Sades hatte auf sonderbare Weise eine Entsprechung in der Wirklichkeit: Michelet hat den schier unmöglichen Kampf der Madame Legros für das Recht des Monsieur Latude beschrieben, der unschuldig in der Bastille saß. Eine unglaublich anmutende Odyssee durch alle Behörden und gegen das hermetische Männer-System des Ancien Régime, an deren Ende der Gerechtigkeitssinn einer armen Frau aus dem Volk siegte, die sich nicht das freie Wort verbieten ließ.

Für die Männerwelt der großen Sprüche war das nur ein kleiner Triumph, und doch hat diese Madame Legros in Wahrheit die Bastille zerstört!

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